Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern
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finanzierte. Ein Teil der Ausfuhrerlöse kam dem <strong>Volkswagen</strong>werk<br />
als frei verfügbarer Exportbonus direkt zugute, der etwa für die<br />
Einfuhr von Engpassmaterialien dringend benötigt wurde. Durch<br />
die Belieferung mit Blechen und den Verzicht <strong>auf</strong> die Ausstattung<br />
konnte dieser Auftrag zügiger durch die Produktion l<strong>auf</strong>en, wobei<br />
die Materialbereitstellung durch den Importeur nur einen geringen<br />
Anteil am Exporterlös ausmachte. Entscheidend für die Beurteilung<br />
des Geschäfts blieb nach Auffassung Kemmlers der zu erzielende<br />
Devisengewinn. 345 Doch die Stahlknappheit in Europa<br />
ließ das Geschäft mit Electrobel platzen. Als die <strong>britischen</strong> Werksoffiziere<br />
gemeinsam mit Vertretern des Importeurs und der Brüsseler<br />
Regierung die belgischen Stahlwerke besuchten, stellte sich<br />
heraus, dass diese bis zur Kapazitätsgrenze für die britische Automobilindustrie<br />
arbeiteten und keine Stahlbleche nach Wolfsburg<br />
liefern konnten. 346<br />
Trotz solcher Rückschläge hielt die britische Militärregierung an<br />
der von London abgesegneten Entscheidung fest, die <strong>Volkswagen</strong><br />
Limousine <strong>auf</strong> Auslandsmärkten abzusetzen, zumal sie bis Jahresende<br />
1947 ein Absinken ihres Transportbedarfs erwartete. Die<br />
hierdurch frei werdende Wagenproduktion sollte zu gleichen<br />
Teilen in den Export und die deutsche Wirtschaft fließen, wobei<br />
die Lieferung für die britische Militärregierung einschließlich<br />
der REME Vorrang hatte. Das Board of Control schloss allerdings<br />
einen Verk<strong>auf</strong> <strong>auf</strong> den internationalen Schwarzmärkten, wo der<br />
<strong>Volkswagen</strong> zwischen 20.000 und 30.000 Reichsmark erzielte,<br />
strikt aus. Derartige Geschäfte, warnte Hirst die Werkleitung, ver-<br />
weichenstellungen der briten<br />
sprächen zwar höchste Dollarkurse, würden sich jedoch mit der<br />
Zeit rächen. Ein stabiles und zukunftsfähiges Auslandsgeschäft<br />
war aus Sicht der Treuhänder nur durch den Export über repräsentative<br />
Importeure „nach gesunden Geschäftsprinzipien mit<br />
allerdings entsprechend niedrigeren Devisenerlösen“ zu gewährleisten.Für<br />
die Einhaltung dieses Weges sorgte die von den Briten<br />
und Amerikanern im Dezember 1946 in Frankfurt gegründete<br />
Joint Export Import Agency (JEIA). Mit Errichtung der Bizone hatte<br />
die Behörde ihre Arbeit <strong>auf</strong>genommen, um den Export deutscher<br />
Güter zu fördern und mit den Erlösen die dringend benötigten<br />
Importe von Lebensmitteln und Engpassmaterialien zu finanzieren.<br />
Die auch für die Ausfuhr von <strong>Volkswagen</strong> zuständige JEIA<br />
war bereit, Material im Ausland einzuk<strong>auf</strong>en, um hierdurch den<br />
Qualitätsstandard bei der Lackierung und Polsterung zu heben.<br />
Inwieweit dafür der Exportbonus von 10 Prozent herangezogen<br />
werden sollte, blieb noch offen. Mit der Einschränkung, dass die<br />
importierten Materialien nur für Exportfahrzeuge Verwendung<br />
finden durften, trug die britische Militärregierung den Einwänden<br />
des Handels- und des Versorgungsministeriums Rechnung. 347<br />
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