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Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern

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Die Personalentscheidung des Board of Control bleibt insoweit<br />

bemerkenswert, als sie die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens<br />

über die Loyalität zum Generaldirektor stellte. Münchs Verdienste<br />

waren unbestritten. Er hatte nicht nur Maßnahmen zur Kostensenkung<br />

eingeleitet, sondern auch durch gute Beziehungen zur Arbeitnehmervertretung<br />

und die Umsetzung des alliierten Betriebsrätegesetzes<br />

in einer fortschrittlichen Betriebsvereinbarung die<br />

Demokratisierung der Arbeitsbeziehungen vorangebracht. Gleichwohl<br />

zögerten die Briten nicht, den Industrieanwalt zu ersetzen,<br />

als er nicht mehr funktional für ein Unternehmen war, das an der<br />

Schwelle zum Markteintritt stand und dessen Produkt sich 1948<br />

im europäischen Ausland und <strong>auf</strong> dem Binnenmarkt behaupten<br />

sollte. Hieraus ergaben sich neue Anforderungen an die Kostenstruktur<br />

des <strong>Volkswagen</strong>werks. Maßgeblich für die Personalentscheidung<br />

war zweifellos das Bestreben des <strong>britischen</strong><br />

Managements, die guten Exportmöglichkeiten zu nutzen und<br />

die Dollareinnahmen zu erhöhen. Dafür musste die Effizienz<br />

der Fabrik gesteigert werden. 390<br />

Die zentralisierte Unternehmensorganisation<br />

Nach dem Führungswechsel am 1. Januar 1948 trat die britische<br />

Werkleitung in den Hintergrund und ließ dem neuen Generaldirektor<br />

bei der Leitung des Unternehmens weitgehend freie Hand.<br />

Nordhoff nutzte den Autonomiegewinn, um die seit Herbst 1947<br />

diskutierte und längst überfällige Organisationsreform nach seinen<br />

Vorstellungen durchzuführen. Die Dringlichkeit der Maßnah-<br />

der letzte schritt zur pole-position<br />

me bescheinigte erneut ein internes Papier, das der Leiter des<br />

Chassisbaus Ende Februar 1948 an Nordhoff überreichte. Darin<br />

kritisierte Hunecke mit deutlichen Worten die Führungskräfte des<br />

Unternehmens, die sich allen Neuerungen widersetzten. Während<br />

sich die einen „zu alleinigen Herrschern im Betrieb“ machten, seien<br />

die anderen durch die „ungenügende Organisation an Händen<br />

und Füßen gebunden und können sich nicht entfalten“. 391<br />

In diesem Zusammenhang verwies Hunecke <strong>auf</strong> die bislang nicht<br />

eingelöste Versprechung, ihm die Raum- und Maschinenplanung<br />

für den Chassisbau zu übertragen. Seine Abteilung sei deshalb<br />

gezwungen, für einen seit über zwei Jahren gebauten Wagentyp<br />

eine Unmenge von Vorrichtungen und Werkzeugen neu anzufertigen.<br />

Die normalerweise an die Planung angegliederte Maschinenreparatur<br />

stehe in der betrieblichen Organisation vollkommen<br />

isoliert da, wie auch die so genannten Hilfsbetriebe – Bauabteilung,<br />

Elektroabteilung und Rohrleitungsbau – organisatorisch<br />

schlecht verankert seien mit der Folge, dass Maschinenreparatur<br />

und Rohrleitungsbau ähnliche Blecharbeiten ausführten. Als vorbildlich<br />

erwähnte Hunecke die Organisation beim Hersteller Opel,<br />

wo die Fabrikinstandhaltung die Hilfsbetriebe fest in einer Hand<br />

vereinigte. Der Leiter des Chassisbaus schloss seine kritischen<br />

Einlassungen mit dem Resümee, dass ein sinnvoller Organisationsplan<br />

mit einer genauen Abgrenzung von Rechten und Pflichten<br />

dazu beitragen könne, „den betrieblichen Wirrwarr etwas zu lichten“<br />

und das Fundament für eine harmonische Zusammenarbeit<br />

zu legen. CH3371<br />

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