Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern
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der wandel zum marktunternehmen<br />
Vor diesem Hintergrund war der im Juli 1945 einsetzende Belegschafts<strong>auf</strong>bau<br />
kein leichtes Unterfangen. Um den Arbeitskräftebedarf<br />
für die Serienfertigung der Limousine zu decken, griff die<br />
britische Militärregierung von Anfang an <strong>auf</strong> den überregionalen<br />
Arbeitsmarkt zu und holte allein im Oktober 883 Arbeiter aus ihrer<br />
Zone ins <strong>Volkswagen</strong>werk. Entlassene deutsche Kriegsgefangene<br />
stellten neben den Flüchtlingen das Gros der knapp 3.000 Arbeitnehmer,<br />
die von August bis Ende 1945 eine Beschäftigung im<br />
<strong>Volkswagen</strong>werk <strong>auf</strong>nahmen und die Belegschaft <strong>auf</strong> über 6.000<br />
Werksangehörige anwachsen ließen. Unterstützt durch die lokalen,<br />
regionalen und Landesarbeitsämter, blieb die zonenweite<br />
Rekrutierung von Arbeitern ein wichtiges Instrument zur Bewältigung<br />
des Arbeitskräftemangels. Als die Personallücken nicht mehr<br />
mit Kriegsgefangenen geschlossen werden konnten, boten die in<br />
der <strong>britischen</strong> Besatzungszone rekrutierten DPs einen willkommenen<br />
Ausgleich, zumal sie in gesonderten Lagern untergebracht<br />
waren und den lokalen Wohnungsmarkt nicht belasteten. 155 So<br />
prägten seit März 1946 die in den Produktionsbetrieben eingesetzten<br />
jugoslawischen und lettischen DPs mit einer konstanten Stärke<br />
von 500 bis 600 Arbeitern die Belegschaftsstruktur des Unternehmens<br />
wesentlich mit. Auch innerhalb dieser Gruppe war die Fluktuationsrate<br />
hoch, was vor allem <strong>auf</strong> die schrittweise Rückführung<br />
der DPs in ihre Heimatländer oder ihre Ausreise nach Übersee zurückzuführen<br />
war. Außerdem musste in K<strong>auf</strong> genommen werden,<br />
dass die ausländischen Arbeitskräfte nach dem erlittenen Unrecht<br />
nicht immer die aus Sicht des deutschen Managements erforderliche<br />
Arbeitsdisziplin an den Tag legten, zumal die in der <strong>britischen</strong><br />
52<br />
Besatzungszone lebenden DPs im Oktober 1946 einer offiziellen<br />
Arbeitspflicht unterworfen werden konnten. 156<br />
Die im Juni 1946 vom Board of Control verkündeten Produktionsplanungen<br />
ließen den Arbeitskräftebedarf empor schnellen. Um<br />
2.500 Fahrzeuge monatlich zu bauen, musste die Belegschaft um<br />
1.173 Mann <strong>auf</strong>gestockt werden, wovon 80 Prozent für den Produktionsbetrieb<br />
vorgesehen waren. Tatsächlich fehlten schon für<br />
das 1.000-Wagen-Programm über 300 Arbeitskräfte, da zu viele<br />
Neueingestellte, wie der Produktionsleiter Karl Huland kritisch<br />
anmerkte, den unproduktiven Abteilungen zugeführt würden. 157<br />
Stieß schon die Beschaffung der für die Produktionsausweitung<br />
notwendigen Arbeitnehmer <strong>auf</strong> erhebliche Schwierigkeiten, weil<br />
das <strong>Volkswagen</strong>werk bei der Zuteilung von Arbeitskräften nur in<br />
der Dringlichkeitsstufe zwei rangierte, stellte ihre Unterbringung<br />
in Wolfsburg das eigentliche Problem dar. CH46