Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern

der letzte schritt zur pole-position
dern. Während Nordhoff und Radclyffe an den Fusionsplänen festhielten,
trat Ford im Oktober 1948 den Rückzug an, weil sich die
ungeklärte Eigentumsfrage und die Finanzierung des Geschäfts
einstweilen zu unüberwindbaren Schwierigkeiten auftürmten.
Nach der Berlin-Blockade 1948/49 legte Ford seine Expansionspläne
für Europa vorerst auf Eis. 398
Bis zum Herbst 1948 hing die Zukunft des Volkswagenwerks als
selbstständiges Unternehmen an einem seidenen Faden. Dass er
hielt, war den Differenzen zwischen den britischen Militärbehörden
wohl ebenso zu verdanken wie dem letztlich unbeherzten
Vorgehen des US-Herstellers. Dass Nordhoff trotz mehrfacher Aufforderung
nicht zu Ford wechselte, sollte sich für die weitere Entwicklung
des Volkswagenwerks in mehrfacher Hinsicht als Vorteil
erweisen. Bei Opel hatte Nordhoff nach eigener Aussage gelernt,
was guter Service bedeutet. Seine Erfahrungen brachte er in den
Ausbau der Verkaufs- und Kundendienstorganisation ein, die auf
eine einheitliche Volkswagen Linie gebracht wurde. 399 Aber nicht
nur auf diesem Gebiet erfüllte Nordhoff die Erwartungen der
britischen Treuhänder. Kostensenkung, Qualitätspolitik und
Produktdiversifizierung waren weitere Aufgabenfelder, die er
systematisch und im Sinne der Briten bearbeitete. Die Währungsreform
schuf dafür günstige Rahmenbedingungen.
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5.2 Marktwettbewerb und Produktpolitik
Über Nacht füllten sich die Schaufenster des Einzelhandels mit
Waren, die der Normalverbraucher seit langem nicht mehr zu Gesicht
bekommen hatte. Aus verborgenen Horten kamen Kochtöpfe,
Zahnbürsten, Bücher und andere lang ersehnte Gebrauchsartikel
ans Tageslicht, die jetzt ohne Bezugsscheine verkauft wurden. Ein
Volkswagen war, zumindest theoretisch, binnen acht Tagen zu einem
Preis von 5.300 DM lieferbar. Selbst die Kühe reagierten offenbar
positiv auf den Währungsschnitt am 20. Juni 1948, denn in
der ersten DM-Woche wuchs die Menge der angelieferten Butter
beträchtlich an. 400 Die psychologische Wirkung des „Schaufenstereffekts“
war nachhaltig und hatte ihren Anteil daran, dass die Währungsreform
zum gründungsmythischen Kern der Bundesrepublik
Deutschland wurde. Für die meisten Zeitgenossen markierte nicht
die Verkündung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949, sondern die
Ausgabe der DM-Geldscheine den Beginn einer neuen Epoche.
Wenn sich ein Bild wie eine „Ikone“ für den Neuanfang Deutschlands
ins kollektive Gedächtnis eingegraben hat, dann sind es die
langen Schlangen vor den Bankschaltern, wo ein Kopfgeld von
40 DM im Verhältnis 1:1 getauscht wurde. 401