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Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern

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das glück der besiegten<br />

ger, mit den Briten <strong>auf</strong> der einen, den USA, Frankreich und der<br />

UdSSR <strong>auf</strong> der anderen Seite. Deutlich trafen die unterschiedlichen<br />

Positionen in der im Alliierten Kontrollrat geführten Auseinandersetzung<br />

um die deutsche Stahlquote und das hier<strong>auf</strong> basierende<br />

Industrieniveau <strong>auf</strong>einander. Auch wenn sich die Briten mit<br />

ihren Vorstellungen nicht durchsetzen konnten, so war es doch ihrer<br />

Verhandlungstaktik zuzuschreiben, dass bei der Festlegung der<br />

deutschen Stahlbasis die vorzuhaltenden Kapazitäten höher angesetzt<br />

wurden als der erlaubte Output. Entscheidend für die britische<br />

Zustimmung zum deutschen Industrieplan aber waren die<br />

Zugeständnisse der Amerikaner und der Sowjetunion für andere<br />

Industriezweige, deren festgeschriebener Kapazitätsumfang teils<br />

über die <strong>britischen</strong> Vorschläge hinausging. Denn aus der bewusst<br />

geförderten Diskrepanz zwischen dem Kapazitätsvolumen der<br />

Stahl verbrauchenden Sektoren und dem relativ geringen Niveau<br />

der Eisen- und Stahl erzeugenden Industrie ergab sich nach Einschätzung<br />

der Briten quasi automatisch die Notwendigkeit einer<br />

Revision der Stahlquote. 55<br />

Die nackten Zahlen des am 26. März 1946 vom Alliierten Kontrollrat<br />

veröffentlichten Level-of-Industry-Plans sprachen freilich eine<br />

andere Sprache: Sie schrieben die deutsche Wirtschaftskapazität<br />

und -produktion <strong>auf</strong> etwa die Hälfte des Standes von 1938 fest und<br />

beschränkten die jährliche Fahrzeugproduktion in der <strong>britischen</strong><br />

Zone <strong>auf</strong> 20.000 Pkw und 21.000 Lkw. Da die Briten das Kölner<br />

Ford-Werk als ausreichend für die zivile Automobilfertigung<br />

bestimmt hatten, blieb das <strong>Volkswagen</strong>werk <strong>auf</strong> der Demontageliste.<br />

56<br />

22<br />

Treibende Kraft der Demontagepläne war die britische Automobilindustrie,<br />

die sich einer unliebsamen Konkurrenz zu entledigen<br />

versuchte, wenngleich die Experten der Society of Motor Manufacturers<br />

and Trade (SMMT) unterschiedliche Befunde über die<br />

kommerziellen Verwertungsmöglichkeiten des <strong>Volkswagen</strong> stellten.<br />

SMMT-Präsident Sir William Rootes hielt die Serienfertigung<br />

der Limousine für ein komplett unwirtschaftliches Unternehmen,<br />

wohingegen die mit dem Fabrikalltag vertrauten Offiziere der<br />

Mechanical Engineering Branch schnell das enorme Potenzial des<br />

Wagens erkannten. Doch galt das Interesse der <strong>britischen</strong> Hersteller<br />

nicht in erster Linie dem <strong>Volkswagen</strong>, der im damaligen Entwicklungsstadium<br />

hinter ihren besten Modellen rangierte. Stattdessen<br />

beabsichtigten sie, mittels Demontage die Rosinen aus dem<br />

modernen Produktionsapparat des <strong>Volkswagen</strong>werks zu picken,<br />

hierbei unterstützt vom Handels- und von Versorgungsministerium.<br />

Gegen diese Pläne opponierten das Außenministerium, das<br />

an Deviseneinnahmen aus dem <strong>Volkswagen</strong> Export interessierte<br />

Schatzministerium und die Control Commission for Germany,<br />

die ihre Verantwortung für Deutschland herausstellte und keine<br />

Neigung zeigte, die Ziele der <strong>britischen</strong> Automobilindustrie zu<br />

unterstützen. 57<br />

Außerdem ließ sich eine Demontage des <strong>Volkswagen</strong>werks nur<br />

schwerlich mit einem Grundsatz der <strong>britischen</strong> Deutschlandpolitik<br />

in Einklang bringen: „democracy-building“. Die Demokratisierung<br />

der deutschen Gesellschaft und die Westintegration Deutschlands<br />

bildeten zentrale Ziele britischer Besatzungspolitik, deren Umset

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