Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern
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der wandel zum marktunternehmen<br />
stellten, die andere Unternehmen durch den Eink<strong>auf</strong> beschaffen<br />
mussten. Unterm Strich ergab sich ein Verhältnis von 3.020 produktiven<br />
zu 2.860 unproduktiven Arbeitern, die in größerer Zahl<br />
mit der Beseitigung der Kriegsschäden beschäftigt waren. 170 Allerdings<br />
wies auch das von Striebig korrigierte Bild einen zu hohen<br />
Anteil unproduktiver Mitarbeiter aus, die letztlich die Produktionskosten<br />
in die Höhe trieben und die Spielräume bei der Preiskalkulation<br />
für den <strong>Volkswagen</strong> verengten.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat nahm die Unternehmensleitung<br />
Ende 1947 das Problem in Angriff. Münch machte zur Auflage,<br />
genaue Ermittlungen über den Bedarf der unproduktiven<br />
Abteilungen, insbesondere der Bauabteilung, anzustellen. Diese<br />
seien Voraussetzung, um einerseits alle verfügbaren Arbeitskräfte<br />
für eine Produktionssteigerung einzusetzen und andererseits die<br />
notwendigen unproduktiven Arbeiten mit den finanziellen Möglichkeiten<br />
in Einklang zu bringen. Weil der Generaldirektor mit<br />
weiteren Preisreduktionen für die Limousine rechnete, sollten<br />
im Bedarfsfall die unproduktiven Abteilungen <strong>auf</strong> einen Schlag<br />
verkleinert werden können: „Wir kommen sonst unweigerlich in<br />
finanzielle Schwierigkeiten hinein, aus denen es keinen Ausweg<br />
mehr gibt.“ 171<br />
Auch sein Nachfolger Nordhoff ergriff in dieser Sache frühzeitig<br />
die Initiative und ordnete unmittelbar nach seinem Dienstbeginn<br />
im Januar 1948 eine neue „Auskämmaktion in den unproduktiven<br />
Abteilungen“ an, in denen nach seiner Einschätzung teilweise ein<br />
58<br />
Drittel des Personals eingespart werden konnte. 172 Doch blieben<br />
derartige Maßnahmen aus zweierlei Gründen zunächst ohne großen<br />
Erfolg: Zum einen zeigten die im unproduktiven Bereich Beschäftigten<br />
wenig Interesse an einem Wechsel, da die Arbeiten in<br />
der Automobilproduktion meist körperlich anstrengender waren<br />
und die geringe Differenz zwischen Akkord- und Stundenlohn<br />
kaum materielle Anreize bot. Zum anderen begrenzte der Arbeitskräftemangel<br />
die Möglichkeiten der Personalabteilung, Druck <strong>auf</strong><br />
die Beschäftigten auszuüben. Erst nach Einführung der D-Mark<br />
trat hier eine leichte Besserung ein, wenngleich das <strong>Volkswagen</strong>werk<br />
die Last des zu hohen Anteils unproduktiver Arbeit bis ins<br />
nächste Jahrzehnt mitschleppte. 173<br />
Die Zäsur der Währungsreform<br />
Die Währungsreform im Juni 1948 markierte einen Wendepunkt<br />
für den Belegschafts<strong>auf</strong>bau und die damit verbundenen Probleme.<br />
Das Management war nun in der Lage, das Leistungsniveau und<br />
die Struktur der Belegschaft über monetäre Anreize zu steuern,<br />
während sich mit der allgemeinen Lebensmittelversorgung auch<br />
der Gesundheitszustand der Belegschaft verbesserte. Bereits im<br />
März 1948 hatten die bizonalen Behörden dem <strong>Volkswagen</strong>werk<br />
eine Lohnerhöhung von durchschnittlich 15 Prozent genehmigt,<br />
und der Aufhebung der Lohnkontrollen im Oktober folgten weitere<br />
Einkommenszugeständnisse an die Arbeitnehmer. Dabei wurden<br />
die Löhne für unproduktive und produktive Arbeiter zu Gunsten<br />
der letzteren verschoben und Schieflagen im Lohn- und Gehalts-