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Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern

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Für eine schnelle Rückführung aller Maschinen fehlte im<br />

<strong>Volkswagen</strong>werk in den ersten Monaten unter britischer Verwaltung<br />

ohnehin der Platz. Mindestens ein Drittel der Fertigungsfläche<br />

war durch die Bombenangriffe zerstört oder beschädigt<br />

worden, so dass die Behebung der gröbsten Kriegsschäden einen<br />

Großteil der verfügbaren Arbeitskräfte und Energien absorbierte.<br />

Trümmer mussten beseitigt, Bombentrichter zugeschüttet und<br />

Gebäudeteile für die Rückverlagerung der Maschinen notdürftig<br />

wiederhergestellt werden. 76 Eine systematische Instandsetzung<br />

der Werksanlagen war in den ersten Monaten schon wegen Materialmangel<br />

nicht möglich und außerdem <strong>auf</strong> Anweisung der Briten<br />

untersagt, da das <strong>Volkswagen</strong>werk <strong>auf</strong> der Demontageliste stand.<br />

Erst 1947 erteilte das Board of Control die Genehmigung für den<br />

planvollen Wieder<strong>auf</strong>bau der Fabrik, zu einem Zeitpunkt, als Baumaterialien<br />

infolge der sich zuspitzenden Materialkrise kaum<br />

noch zu beschaffen waren. 77 Für den Aufbau einer effizienten Serienproduktion<br />

hatte dies erhebliche Folgen. Durch die Auslagerung<br />

von Betriebsteilen und deren Verlegung ins Sockelgeschoss<br />

war der geordnete Produktionszusammenhang zerrissen worden,<br />

dessen Rekonstruktion und Neuordnung durch die Zerstörungen<br />

an den Werkshallen gravierend behindert wurde und erst 1949<br />

mehr oder weniger zum Abschluss kam.<br />

das glück der besiegten<br />

Aufbau eines Lieferantennetzes<br />

Neben der Rückführung der Maschinenausstattung zählte die<br />

Wiederherstellung des Lieferantennetzes zu den vordringlichsten<br />

Aufgaben. Die Zoneneinteilung hatte die lebenswichtigen Verbindungen<br />

zur Zulieferindustrie durchtrennt und beispielsweise die<br />

Versorgung mit Glühbirnen unterbrochen, da sich die meisten<br />

Hersteller in der sowjetischen Besatzungszone befanden. 78 Aber<br />

auch Lieferungen aus der amerikanischen Zone stießen <strong>auf</strong><br />

Schwierigkeiten. Dort hatten die potenziellen Zulieferfirmen für<br />

das <strong>Volkswagen</strong>werk im August 1945 noch keine oder nur eine beschränkte<br />

Arbeitserlaubnis erhalten, und die bürokratische Praxis<br />

der amerikanischen Aufsichtsbehörden erwies sich als Hemmschuh<br />

für einen unkomplizierten Warenverkehr. Jeder Auftrag<br />

musste durch die Militärregierung in Schweinfurt genehmigt werden.<br />

Bei Lieferungen in den <strong>britischen</strong> Sektor war die Zustimmung<br />

des Frankfurter Hauptquartiers erforderlich. Ein interner Bericht<br />

über die Lage der Zulieferindustrie im amerikanischen Besatzungsgebiet<br />

kam zu dem Schluss, im Vergleich zur <strong>britischen</strong> Zone<br />

befinde sich der Wieder<strong>auf</strong>bau der Verkehrsinfrastruktur im Rückstand,<br />

wodurch das Wirtschaftsleben stark gehemmt werde. Der<br />

Berichterstatter riet deshalb, Aufträge in die britische Zone zu verlegen,<br />

wo „die Wirtschaft eine entschieden größere Unterstützung<br />

für die Durchführung ihrer Aufgaben bekommt“. 79<br />

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