Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern
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das glück der besiegten<br />
Dieser Zielkonflikt verschärfte sich, nachdem im Oktober 1945<br />
der Aufbau von Zentralverwaltungen gescheitert war und der politischen<br />
die ökonomische Trennung in autonome Besatzungszonen<br />
folgte. Damit stiegen die Kosten für die Verwaltung der mit Flüchtlingen<br />
überfüllten <strong>britischen</strong> Zone, wobei die Nahrungsmittelimporte<br />
aus dem Ausland schon bald einen hohen Anteil an den Besatzungskosten<br />
ausmachten. 39<br />
In der Auseinandersetzung um die künftige industrielle Basis<br />
Deutschlands, aus der sich quasi als Restgröße der Umfang der<br />
zu leistenden Reparationen ergab, plädierten die Briten deshalb<br />
für ein bedeutend höheres Niveau. Die noch vom rigiden Deutschlandplan<br />
des US-Finanzministers Henry Morgenthau geprägte<br />
Besatzungsdirektive JCS 1067, die als vorübergehende Arbeitsanweisung<br />
für den Oberbefehlshaber der amerikanischen Besatzungstruppen<br />
gedacht war, lehnten die Briten ab. Denn sie sah<br />
eine drastische Beschneidung der deutschen Industriekapazitäten<br />
vor und untersagte der Militärregierung über die Gewährleistung<br />
einer Mindestversorgung der Bevölkerung hinaus jegliche Maßnahmen<br />
zum ökonomischen Wieder<strong>auf</strong>bau. Die Briten hingegen<br />
waren zu einer weiter gehenden Förderung der für die Friedenswirtschaft<br />
wichtigen Industriezweige bereit, um den westeuropäischen<br />
Wieder<strong>auf</strong>bau nicht zu gefährden. 40 Davon zeugte die im Juli<br />
1945 vom Economic and Industrial Planning Staff verabschiedete,<br />
doch wegen der herannahenden Potsdamer Beschlüsse nicht mehr<br />
herausgegebene Direktive zur Behandlung der deutschen Industrie.<br />
Diese Anweisung war nicht im Geiste des Morgenthau-Plans<br />
16<br />
diktiert, im Gegenteil. Sie überließ der Militärregierung die Entscheidung<br />
darüber, welche wirtschaftlichen Maßnahmen als<br />
wesentlich anzusehen waren und eröffnete so einen breiten<br />
Handlungsspielraum. In der Besatzungspraxis lief dies <strong>auf</strong> einen<br />
„konstruktiven Pragmatismus“ hinaus. 41<br />
Was aber lag näher, als den immensen Transportbedarf der Besatzungsmacht<br />
aus einer l<strong>auf</strong>enden <strong>Volkswagen</strong> Produktion zu<br />
decken, zumal eine Klausel des Potsdamer Abkommens diese Möglichkeit<br />
legalisierte? Der Kriegsverl<strong>auf</strong> hatte die Alliierten von der<br />
Normandie bis nach Deutschland geführt und dabei einen hohen<br />
Verschleiß ihrer Militärfahrzeuge verursacht. Ersatz aus der Heimat<br />
war nicht in Sicht. Einen neuen zweisitzigen Geländewagen<br />
konnte die britische Automobilindustrie erst 1947 produzieren,<br />
und das während des Krieges benutzte Modell von Austin war pannenanfällig.<br />
Mit der Beschlagnahmung deutscher Zivilfahrzeuge<br />
hielten sich die Briten einige Zeit über Wasser, ohne den gewachsenen<br />
Mobilitätsbedarf auch nur annähernd befriedigen zu<br />
können. Einen Ausweg aus der Transportmisere bot die rasche<br />
Wiederankurbelung der <strong>Volkswagen</strong> Produktion. 42 CH3045_8