Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern
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erster Linie <strong>auf</strong> den in der <strong>britischen</strong> Zeit geleisteten Vorarbeiten,<br />
sondern <strong>auf</strong> dem ambitionierten Gründungskonzept und den<br />
modernen Produktionsmitteln, die das Unternehmen für eine<br />
Führungsrolle unter den westdeutschen Automobilfabriken prädestinierten.<br />
15<br />
Aber lässt sich tatsächlich die Wachstumsdynamik des <strong>Volkswagen</strong>werks<br />
in den 1950er Jahren im Wesentlichen dar<strong>auf</strong> zurückzuführen,<br />
dass es die „Früchte des Faschismus“ erntete und für die technologische<br />
Reform nutzen konnte? 16 Hat nicht der steile Aufstieg<br />
des öffentlichen Unternehmens den Tatbestand verdeckt, dass<br />
seine Ausgangslage für eine Massenproduktion der <strong>Volkswagen</strong><br />
Limousine alles andere als aussichtsreich war? 17 Der Kontinuitätsblick<br />
übersieht ein elementares, von den Nationalsozialisten schon<br />
in der Planungsphase der Fabrik eingepflanztes Strukturdefizit:<br />
Mit systemtypischem Größenwahn hatten sie das Ford-Werk „River<br />
Rouge“ in Detroit zur Blaupause gemacht und das <strong>Volkswagen</strong>werk<br />
als fordistische Fabrik, nicht aber als Marktunternehmen errichtet.<br />
Schon der von Hitler <strong>auf</strong> 990 Reichsmark festgesetzte Preis für<br />
den so genannten „KdF-Wagen“, aber auch die gigantischen Kapazitätsplanungen,<br />
die in der letzten Ausbaustufe der Fabrik eine<br />
Jahresfertigung von 1,5 Millionen Fahrzeugen vorsahen, ließen<br />
erkennen, dass der politische Wille zur Massenmotorisierung der<br />
deutschen „Volksgemeinschaft“ wenig Rücksicht <strong>auf</strong> betriebswirtschaftliche<br />
Kostenkalkulation und die Marktrealität nahm. 18 Die<br />
konsumistische Seite des Fordismus, die Massenk<strong>auf</strong>kraft verlangte,<br />
blendeten die Nationalsozialisten aus. Ihren sichtbarsten Aus-<br />
einleitung<br />
druck fand die fehlende Marktorientierung des Unternehmens im<br />
System des KdF-Wagen-Sparens sowie in der Planung, die Fahrzeuge<br />
über den bürokratischen Apparat der Deutschen Arbeitsfront zu<br />
den Abnehmern zu bringen. Infolgedessen hatte die DAF mit der<br />
Ernennung von Haupt- und Nebenwerkstätte zwar den Kundendienst<br />
im Blick, maß dem Aufbau einer Verk<strong>auf</strong>sorganisation hingegen<br />
keinen Wert bei. 19<br />
Der Kriegsbeginn und die unmittelbar nach Fertigstellung der<br />
Fabrik einsetzende Umstellung zum Rüstungsbetrieb verhinderten<br />
nicht nur den Aufbau einer Serienproduktion. Zudem wurde das<br />
Unternehmen durch Einbindung in die Kriegswirtschaft der Notwendigkeit<br />
enthoben, seine Organisations- und Kostenstruktur <strong>auf</strong><br />
eine marktfähige Produktion einzustellen. Stattdessen entwickelte<br />
sich das <strong>Volkswagen</strong>werk zu einem Rüstungsbetrieb mit verschiedenen<br />
Produktionsschwerpunkten, darunter die Fertigung von<br />
Kübel- und Schwimmwagen. In Summe waren die durch das NS-<br />
Gründungskonzept und den Krieg geprägten Startbedingungen<br />
für eine Serienproduktion der <strong>Volkswagen</strong> Limousine keineswegs<br />
günstig, auch wenn die Zerstörungen der Fabrikgebäude und<br />
des Maschinenbestands durch die alliierten Luftangriffe geringer<br />
ausfielen als bei den Automobilunternehmen Opel oder Daimler-<br />
Benz. 20 Letztere konnten <strong>auf</strong> eine qualifizierte Stammbelegschaft<br />
zurückgreifen, während das <strong>Volkswagen</strong>werk nur über einen<br />
rudimentären Belegschaftsstamm verfügte, der nach Abzug der<br />
Zwangsarbeiter <strong>auf</strong> 1.105 Beschäftigte im Mai 1945 zusammenschmolz.<br />
21 Auch das Fehlen einer demokratischen Tradition be-<br />
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