Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern
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der wandel zum marktunternehmen<br />
Weil dafür einige Blechformate bis zum letzten Rest verarbeitet<br />
werden mussten, waren verschiedene Karosseriebänder leer gel<strong>auf</strong>en<br />
und standen Anfang August für einige Tage still. Dies provozierte<br />
schwere Vorwürfe seitens des Senior Resident Officers sowie<br />
die Frage, warum die Produktion nicht früher gedrosselt worden<br />
sei. Tatsächlich hatte die Werkleitung fest mit der Anlieferung von<br />
neuem Material gerechnet. Doch weil sie über keinen Materialpuffer<br />
verfügte, machten sich die unerwarteten und rigorosen Stromabschaltungen<br />
der letzten Wochen stoßartig bemerkbar. 267 Davon<br />
betroffen waren unter anderem die Walzwerke Eichen und Ohle,<br />
die zudem Liefer<strong>auf</strong>lagen für die sowjetische und französische<br />
Zone erhalten hatten und dar<strong>auf</strong>hin ihre dem <strong>Volkswagen</strong>werk<br />
gegebenen Zusagen zurückziehen mussten. Weil die Entwicklung<br />
der Rohstoff- und Energieversorgung unvorhersehbar war, zog<br />
Kemmler die durchaus treffende Bilanz, dass „jede sinnvolle Planung<br />
einer Produktionssteigerung für die nächsten Monate außerhalb<br />
der Diskussion“ stehe. 268 Wie von Kemmler empfohlen, wurde<br />
die Produktion im August 1947 <strong>auf</strong> 800 Fahrzeuge gedrosselt.<br />
Die Belieferung des Bergbaus wurde dadurch nicht beeinträchtigt.<br />
Anfang September gaben die Briten jeweils 25 Fahrzeuge für die<br />
Lieferanten und den Bergbau frei. Doch sorgte das Distributionssystem<br />
erneut für Komplikationen. Hirst stellte hierzu klar, dass<br />
die Kontingentzuteilung über den Bergbau „falsch gel<strong>auf</strong>en“ sei<br />
und fortan zentral von der Highways and Highway Transport<br />
Branch (Hauptverwaltung Straßen und Verkehr) gesteuert und<br />
durch das Landeswirtschaftsamt abgewickelt werde. 269 Bei diesem<br />
84<br />
Tauziehen verlor die Versorgungszentrale des deutschen Bergbaus<br />
langsam die Geduld. Ende September 1947 wurde Münch dort<br />
vorstellig, um die drohende Verlagerung der Aufträge zu Opel abzuwenden,<br />
handelte es sich doch um einen für die Zukunft wichtigen<br />
Großabnehmer. Um der Lieferverpflichtung für den Bergbau<br />
nachzukommen, instruierte er Steinmeier, die Marge von 1.000<br />
Fahrzeugen möglichst schon im Oktober 1947 zu überschreiten. 270<br />
Doch offensichtlich hatte Münch „die Lage nicht richtig erkannt“,<br />
und Hirst klärte ihn darüber <strong>auf</strong>, dass erst alle Rückstände des<br />
Mandatory-Programms <strong>auf</strong>geholt werden müssten, bevor andere<br />
einen Wagen bekämen. Überdies kritisierte der britische Offizier<br />
die eigenmächtigen Zusagen an den Bergbau und wies die Werkleitung<br />
in ihre Schranken. Die Fahrzeugproduktion des <strong>Volkswagen</strong>werks<br />
werde von den alliierten Behörden verteilt; die Unternehmensleitung<br />
sei nicht befugt, in Verhandlungen mit anderen<br />
Institutionen einzutreten. 271<br />
Produktionskosten und Wagenpreis<br />
Neben den Schwierigkeiten, die es bei der Belieferung des Bergbaus<br />
zu überwinden galt, machte dem Management die schlechte<br />
Kostenstruktur des Unternehmens zu schaffen. So hatte Wenk bereits<br />
mehrfach <strong>auf</strong> den zu hohen Wagenpreis hingewiesen und mit<br />
der Frage kritisiert, warum das deutsche Volk bezahlen solle, was<br />
das <strong>Volkswagen</strong>werk zu teuer produziere. Selbst der Technische<br />
Direktor Steinmeier gestand zu, dass der <strong>Volkswagen</strong> im Vergleich<br />
zum Opel zu teuer sei und höchstens 3.500 Reichsmark kosten