Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern
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der letzte schritt zur pole-position<br />
Die Technische Entwicklung wurde zum Dreh- und Angelpunkt für<br />
die von Nordhoff betriebene Produktpolitik. Trotz der bis Ende<br />
1947 erzielten Qualitätsfortschritte war sein später gerne kolportiertes<br />
Urteil, der Käfer habe mehr Fehler als ein Hund Flöhe, keine<br />
Übertreibung. Viele der in den Jahren 1948/49 beseitigten Qualitätsmängel<br />
waren bereits zuvor angegangen, aber mit Blick <strong>auf</strong><br />
den kommenden Wettbewerb nicht zufrieden stellend gelöst worden.<br />
Hierzu zählte etwa die unzureichende Kaltstartfähigkeit der<br />
Limousine, die Nordhoff <strong>auf</strong> die ziemlich primitive Vergaserfabrikation<br />
zurückführte. Die Technische Entwicklung wurde <strong>auf</strong>gefordert,<br />
mit dem Hersteller Solex schnellstens eine Lösung des<br />
Problems herbeizuführen, da für den Herbst der Export nach<br />
Skandinavien geplant war. Leichter zu beheben war hingegen ein<br />
anderer, eher kleiner Fehler, der aber in den Augen Nordhoffs<br />
eine große und sichtbare Wirkung hervorrief: „Der <strong>Volkswagen</strong> hat<br />
die schlechtesten Scheinwerfer aller deutschen Automobile. Dafür<br />
blendet kein Wagen so unerfreulich wie der <strong>Volkswagen</strong> alle Entgegenkommenden.“<br />
413 Als vermutliche Ursachen gab er der Technischen<br />
Entwicklung eine Schrägstellung der äußeren Scheinwerfergläser<br />
an, die eine schlechte Reflexwirkung hervorriefen, und wies<br />
außerdem <strong>auf</strong> die womöglich schlechte Qualität der Scheinwerfer<br />
und Biluxlampen hin.<br />
Nordhoff machte die Weiterentwicklung der Limousine zur Chefsache<br />
und verfolgte eine ebenso kostenbewusste wie marktorientierte<br />
Produktstrategie, die den Typ 11 Stück für Stück in ein international<br />
wettbewerbsfähiges Fahrzeug verwandelte. Mit Blick <strong>auf</strong><br />
die Konkurrenten stoppte er im März 1949 den Einsatz der für das<br />
132<br />
Standardmodell vorgesehenen neuen Sitze, weil er für unnötig<br />
hielt, dass die Sitzqualität der Limousine besser sei als bei den<br />
in der Mittelklasse angesiedelten Modellen Opel Olympia und<br />
Mercedes 170 V. Das bereits bestellte Material sollte in der Exportversion<br />
Verwendung finden. Für die Standardausführung stellte<br />
sich Nordhoff einen Sitz vor, der durch größere Sorgfalt bei der<br />
Herstellung eine Qualitätsverbesserung bringe, ohne die Kosten<br />
zu erhöhen. 414 Im Monat zuvor hatte der Generaldirektor dem Vorschlag<br />
Haesners zugestimmt, das gesetzlich nicht vorgeschriebene<br />
Sicherheitsglas im Rückfenster durch einfaches Spiegelglas zu<br />
ersetzen. Bei der für 1949 kalkulierten Stückzahl summierten<br />
sich die geschätzten Einsparungen von 2,43 DM pro Wagen <strong>auf</strong><br />
100.000 DM. 415<br />
Kostenneutrale Qualitätsfortschritte einerseits und Einsparungen<br />
ohne sichtbare Qualitätseinbußen andererseits waren Bestandteile<br />
der von Nordhoff verfolgten Produktstrategie. Im Kern aber zielte<br />
seine Produktpolitik dar<strong>auf</strong> ab, die Anhebung der Fahrzeugqualität<br />
mit Kostensenkungen zu verbinden, was in einzelnen Fertigungsbereichen<br />
umfassende Maßnahmen zur technischen Modernisierung<br />
erforderte. Dies galt insbesondere für das Presswerk, das<br />
Nordhoff nach einem Inspektionsbesuch Ende 1948 als „Blechklempnerei“<br />
bezeichnete. In seiner am 23. Dezember an Steinmeier<br />
übermittelten Zustandsbeschreibung beklagte der Generaldirektor<br />
die mangelnde Kooperation mit der Planung, dem Eink<strong>auf</strong><br />
und der Konstruktionsabteilung. Abgesehen von den schlechten<br />
Lichtverhältnissen, der an eine „Alchimisten-Küche“ erinnernden<br />
Elektro-Werkstatt und der insgesamt fehlenden Ordnung und Sau