Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern
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weichenstellungen der briten<br />
Aufbau der Händlerorganisation<br />
Im Unterschied zu Daimler-Benz und zur Auto Union folgte die<br />
Struktur der Handelsorganisation dem hierarchische System von<br />
Haupt- und Nebenwerkstätten, das <strong>auf</strong> die Vertriebsorganisation<br />
übertragen wurde, zumal auch die Briten den Einbau einer Großhandelsstufe<br />
favorisierten. 285 Das von Feuereissen vorgelegte Konzept<br />
gab vor, für fest umrissene Gebiete Hauptverteiler und ihnen<br />
unterstellte Verteiler zu ernennen, die als selbstständige Unternehmer<br />
<strong>auf</strong> eigene Rechnung arbeiteten. Wegen des zunächst geringen<br />
Umfangs des zivilen Fahrzeugverk<strong>auf</strong>s riet der Kundendienstleiter,<br />
das Vertriebsnetz nicht zu dicht zu spannen, um das<br />
Auskommen der Händler zu sichern. Direkten Geschäftskontakt<br />
sollte das Unternehmen nur zu den Hauptverteilern unterhalten,<br />
die gegenüber dem <strong>Volkswagen</strong>werk für die Auslieferung der Fahrzeuge,<br />
den Kundendienst und den Vertrieb von Ersatzteilen verantwortlich<br />
waren. Die Ernennung der Händler erfolgte im Einvernehmen<br />
zwischen Werk und Hauptverteiler, der die Händlerbetriebe<br />
belieferte, beriet und be<strong>auf</strong>sichtigte, wobei sich das<br />
Unternehmen das Recht vorbehielt, die Händler durch den Einsatz<br />
von Reiseinspektoren zu kontrollieren und die Entwicklung der<br />
Verk<strong>auf</strong>sorganisation in seinem Sinne zu beeinflussen. Am 28. Oktober<br />
1946 ernannte die Highways and Highway Transport Branch<br />
10 Großhändler und 28 Händler für die britische Zone. Hinzu kam<br />
Anfang Dezember 1946 ein Hauptverteiler für Berlin, der von der<br />
Kundendienstabteilung unter drei von Hirst benannten Firmen<br />
ausgewählt wurde. 286<br />
90<br />
Zur größtenteils neuen Außenorganisation, die Ende 1946 schon<br />
46 Firmen umfasste, nahm das <strong>Volkswagen</strong>werk umgehend Kontakt<br />
<strong>auf</strong>. An Ort und Stelle wurden die technische Ausstattung, die<br />
finanzielle Leistungsfähigkeit und die Reputation der in Wolfsburg<br />
zum Teil unbekannten Betriebe systematisch überprüft. 287 Diese<br />
Aufgabe übernahm der im August 1946 eingerichtete Reisedienst,<br />
bestehend aus zwei Ingenieuren, die auch vor Ort Schulungen des<br />
Werkstattpersonals durchführten. Sie hielten Kontakt zu den <strong>britischen</strong><br />
Dienststellen und den deutschen Händlern. Letztere wurden<br />
nicht nur in allen Fragen der Wartung und Instandsetzung beraten,<br />
sondern zugleich einer strikten Qualitätskontrolle unterzogen.<br />
Die frühen Reiseberichte über Besuche bei den Händlern<br />
zeichneten das Bild einer provisorischen Organisation. Die auch<br />
hier spürbaren Folgen der Mangelwirtschaft quittierten die Reiseinspektoren<br />
verschiedentlich mit scharfer Kritik, wie der Essener<br />
Großhändler Gottfried Schultz Ende April 1947 am eigenen Leib<br />
erfahren musste: Mit zweckmäßigen Räumlichkeiten, guter Maschinenausstattung<br />
und monatlich 160 bis 180 Reparaturwagen<br />
nahm sein Werkstattbetrieb unter den Hauptverteilern eine führende<br />
Stellung ein. Dem Inspektionsbericht konnte er indes entnehmen,<br />
dass „die dort geleistete Arbeit kaum als mittelmäßig zu<br />
bewerten“ sei und den Ansprüchen von <strong>Volkswagen</strong> nicht genüge.<br />
Dies wurde im Wesentlichen <strong>auf</strong> das Fehlen einer geeigneten<br />
Leitung für den technischen Betrieb sowie <strong>auf</strong> eine mangelhafte<br />
Aufsicht der Meister und Vorarbeiter über die Montage zurückgeführt.<br />
Der Reiseinspektor nahm deshalb kleinere Eingriffe in die<br />
Arbeitsorganisation vor und empfahl Umbesetzungen in der Belegschaft.<br />
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