Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern
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Aus Sicht der <strong>britischen</strong> Werksoffiziere untermauerte die betriebsorientierte<br />
Politik der Arbeitnehmervertretung deren Bedeutung<br />
für den weiteren Belegschafts<strong>auf</strong>bau und die Überwindung der<br />
dabei <strong>auf</strong>tretenden Schwierigkeiten. 182 Außerdem entsprach eine<br />
Partizipation der Beschäftigten Hirsts Demokratieverständnis sowie<br />
seinen angelsächsischen Vorstellungen von einem offenen,<br />
konstruktiven Dialog zwischen Werkleitung und Belegschaft. Beides<br />
brachte er in die Arbeitsbeziehungen des <strong>Volkswagen</strong>werks<br />
ein, nachdem sich herausstellt hatte, dass die vom Nationalsozialismus<br />
geprägte Arbeitsmentalität der Beschäftigten in mancher<br />
Hinsicht dem in Großbritannien vorherrschenden negativen<br />
Deutschlandbild entsprach. 183 Das <strong>Befehl</strong>sempfängertum und<br />
der Mangel an Eigeninitiative waren ihm unbegreiflich und aus<br />
seiner Sicht auch dar<strong>auf</strong> zurückzuführen, dass die Belegschaft des<br />
<strong>Volkswagen</strong>werks „niemals wie der Mitarbeiterstab einer normalen<br />
Fabrik funktioniert“ habe. 184 In dem einst autoritär geführten Betrieb<br />
etablierte Hirst einen neuen, <strong>auf</strong> Kooperation und Beteiligung<br />
beruhenden Arbeits- und Führungsstil, der Management und<br />
Beschäftigte in die Verantwortung für das Unternehmen einbezog.<br />
Zu den Mitarbeitern suchte er einen direkten Kontakt, hatte jederzeit<br />
ein offenes Ohr für Probleme und ermunterte sie zum eigenverantwortlichen,<br />
selbstständigen Arbeiten. 185 Damit trug Hirst<br />
zur Umsetzung des <strong>britischen</strong> Demokratisierungskonzepts bei und<br />
leistete Basisarbeit für die Erziehung zur Demokratie. 186<br />
der wandel zum marktunternehmen<br />
Die erste gewählte Arbeitnehmervertretung<br />
Noch bevor die Militärregierung eine entsprechende Regulative<br />
erlassen hatte, initiierte Hirst die erste Wahl einer Betriebsvertretung<br />
und löste die alte im Oktober 1945 <strong>auf</strong>. Die Kandidaten<br />
mussten allerdings ihre Partei- und Gewerkschaftszugehörigkeit<br />
verschweigen und sich eindeutiger politischer Aussagen enthalten.<br />
Für den Kandidaten Hieber wurde beispielsweise mit dem Attribut<br />
geworben, er sei ein „Fachkenner von Format und Urteilsvermögen“,<br />
dem „das Wohl der gesamten Menschheit am Herzen“ liege. 187<br />
Mit personellen Kontinuitäten ging im November 1945 die provisorische<br />
in eine demokratisch gewählte Betriebsvertretung über.<br />
Sieben Mitglieder des zwölfköpfigen Gremiums gehörten der SPD,<br />
zwei der KPD an. Die britische Militärregierung reglementierte die<br />
Betriebsratsarbeit mit einer von ihr verordneten Satzung streng.<br />
Die Tagesordnungen der Betriebsratssitzungen mussten Hirst zur<br />
Genehmigung vorgelegt werden, und die Werksoffiziere hatten das<br />
Recht, an den Besprechungen teilzunehmen, in denen Diskussionen<br />
über Politik oder die Leitung des Werks grundsätzlich untersagt<br />
waren. 188 Z119 Nr. 9_1-Bl4<br />
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