Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern
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der wandel zum marktunternehmen<br />
hatte, 109 im L<strong>auf</strong>e des Jahres 64 Werkzeugmaschinen anzuschaffen.<br />
Doch ließen sich damit die durch Kriegsfolgen entstandenen<br />
Lücken ebenso wenig schließen wie durch die Eigenfertigung im<br />
Vorwerk. Außerdem waren die meisten Werkzeugmaschinen stark<br />
abgenutzt und überholungsbedürftig und nur wenige Fachkräfte in<br />
der Lage, die Reparaturen durchzuführen. 110 Folglich gab es Engpässe<br />
vor allem bei den „spanabhebenden Werkzeugen“. Formstähle<br />
und Formfräser waren nicht als genormtes Werkzeug erhältlich,<br />
und die Firmen lehnten ihre Herstellung ab. Die Wartezeit für<br />
die Beschaffung einer „Räumnadel“ beispielsweise betrug acht<br />
Monate. Über diese Missstände fand Anfang September 1946 eine<br />
Besprechung statt. Inzwischen hatte sich die Situation insoweit<br />
verschärft, als die meisten Werkzeuge nur noch über Kompensationsgeschäfte<br />
oder Beziehungen zu bekommen waren. Generaldirektor<br />
Münch be<strong>auf</strong>tragte die zuständigen Mitarbeiter, eine<br />
Bestands<strong>auf</strong>nahme durchzuführen und hierbei die Frage zu<br />
klären, welche Werkzeuge vom Eink<strong>auf</strong> beschafft und welche im<br />
<strong>Volkswagen</strong>werk selbst angefertigt werden könnten. 111<br />
Hohe Produktionskosten, niedrige Produktivität<br />
Von einem geordneten Produktionszusammenhang konnte Ende<br />
1946 keine Rede sein, geschweige denn von einem Produktionsfluss.<br />
Stattdessen war der Fertigungsprozess nach wie vor durch<br />
ein hohes Maß an Improvisation gekennzeichnet und die betriebliche<br />
Organisation <strong>auf</strong>grund der fehlenden Verzahnung und Zusammenarbeit<br />
zwischen den einzelnen Abteilungen mangelhaft.<br />
So führte der komplizierte, „betriebsfremde“ Aufbau des innerbe-<br />
38<br />
trieblichen Auftragswesens, der Terminplanung und Materialdisposition<br />
zu Rückschlägen in der Produktion. Die Steuerung von<br />
Konstruktionsänderungen versagte, und die Fertigungsunterlagen,<br />
die etwa die Schnittgeschwindigkeit für einzelne Operationen festlegten,<br />
waren immer noch unvollständig und fehlerhaft. 112 Auf die<br />
schlechte Planung und Arbeitsvorbereitung und die hierdurch<br />
verursachten Kosten hatte der k<strong>auf</strong>männische Leiter Leonhard<br />
Kemmler im August 1946 die britische Werkleitung <strong>auf</strong>merksam<br />
gemacht. Zur Beseitigung dieser Missstände schlug er vor, der<br />
Planungsabteilung eine übergeordnete Stellung einzuräumen und<br />
eine Arbeitsvorbereitung zu organisieren, die <strong>auf</strong> den Unterlagen<br />
der Planung <strong>auf</strong>baut. Zudem regte Kemmler eine der Produktionsleitung<br />
zu unterstellende Abteilung für technische Wirtschaftlichkeit<br />
mit der Aufgabe an, „den Betrieb in wirtschaftlicher Hinsicht<br />
zu organisieren, sowie alle Fehlerquellen systematisch (...) zu beseitigen“.<br />
113<br />
Die schwierigen Produktionsbedingungen schlugen sich in der<br />
Produktivitätsentwicklung nieder. Im März 1946 summierte sich<br />
der in den einzelnen Produktionsabteilungen erforderliche Zeit<strong>auf</strong>wand<br />
zur Fertigung eines Fahrzeugs <strong>auf</strong> 290 Stunden. Bis<br />
August konnte die Fertigungszeit pro Fahrzeug <strong>auf</strong> 233 Stunden<br />
reduziert werden, wobei die Fortschritte nicht in allen Fertigungsbereichen<br />
gleichermaßen erzielt wurden. Im Presswerk sank die<br />
Fertigungszeit von 56 <strong>auf</strong> 30 Stunden, im Karosseriebau von 77 <strong>auf</strong><br />
45 Stunden und in der Endmontage von 27 <strong>auf</strong> 18 Stunden. Hingegen<br />
stieg die Produktionszeit pro Fahrzeug in der Mechanischen<br />
Abteilung von 91 <strong>auf</strong> 106 Stunden und verharrte in der Lackiererei<br />
mit 17 Stunden <strong>auf</strong> gleichem Niveau. 114 CH1991