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Spurwechsel auf britischen Befehl. - Volkswagen Konzern

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Versorgung der Belegschaft<br />

Schon für die erste gewählte Arbeitnehmervertretung stand die<br />

Verbesserung der Versorgungssituation der Beschäftigten ganz<br />

oben <strong>auf</strong> der Agenda, auch wenn sie <strong>auf</strong> die Verteilung von Nahrungsmitteln<br />

und Kleidung zunächst keinen Einfluss hatte. Lebensmittel<br />

waren rationiert, wobei körperlich arbeitende Personen<br />

Zulagen erhalten konnten. Bei leichten Tätigkeiten war das<br />

nicht viel, bei Schwer- und Schwerstarbeit konnten sie beträchtlich<br />

sein. Weil die ausländischen Hilfslieferungen ausblieben,<br />

wurden im März 1946 die ohnehin kargen Rationen noch einmal<br />

gekürzt, so dass für den Normalverbraucher täglich nur 1.014 Kalorien<br />

zur Verfügung standen und Münch beim Hannoveraner Landesernährungsamt<br />

die ernsten Anzeichen körperlichen Verfalls in<br />

der Belegschaft beklagte. 203 Die wichtigsten Forderungen der im<br />

Juli 1946 als Branchenabteilung der Allgemeinen Gewerkschaft<br />

gegründeten Wirtschaftsgruppe Metall lauteten deshalb, die Fettrationen<br />

zu erhöhen und die Gewerkschaften in die Kontrolle der<br />

Lebensmittelerzeugung und -verteilung einzubeziehen. Für die<br />

Erfüllung dieser Forderungen setzte sich der Betriebsrat des<br />

<strong>Volkswagen</strong>werks mit Nachdruck ein, so dass bis November des<br />

Jahres 73 Prozent der Werksangehörigen Zulagen bekamen. 204<br />

Ab Ende 1946 schrittweise mit Versorgungs<strong>auf</strong>gaben betraut,<br />

betrieb die Arbeitnehmervertretung eine zur Mangelwirtschaft<br />

passende Verteilungspolitik, bei der es nicht um Einkommensverbesserungen,<br />

sondern in erster Linie um Lebensmittel und lebenswichtige<br />

Gebrauchsgüter ging. Der Betriebsrat wirkte bei der Vergabe<br />

von Zulagen mit, übernahm die Kontrolle der Werksküche,<br />

der wandel zum marktunternehmen<br />

um die Unterschlagung von Lebensmitteln zu unterbinden, und<br />

war an der Beschaffung und Verteilung von Kleidung, Schuhen und<br />

Haushaltsgegenständen beteiligt. Darüber hinaus initiierte er eine<br />

„Soziale Betriebshilfe“, die ab Mai 1947 Reparaturarbeiten ausführte<br />

und alltägliche Gebrauchsgegenstände herstellte. Wegen<br />

der hohen Belegschaftsfluktuation sah sich der Betriebsrat Mitte<br />

1947 gezwungen, die Betriebszugehörigkeit zum entscheidenden<br />

Verteilungskriterium für die Mangelwaren zu machen. Anfang<br />

1948 wurde die Frist von drei Monaten <strong>auf</strong> ein Jahr erhöht, was die<br />

neu hinzukommenden Beschäftigten wohl als Benachteiligung<br />

empfanden und im Zweifelsfall dem Betriebsrat anlasteten. 205 Die<br />

Verteilung von Mangelwaren erwies sich letztlich als undankbare<br />

Aufgabe. Wer Knappheit verteilte, musste früher oder später damit<br />

rechnen, der Vetternwirtschaft bezichtigt zu werden. Denn dies<br />

war die andere Seite des Verteilungsgeschäfts, das es eine Klientelpolitik<br />

begünstigte. CH3016_30<br />

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