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Modelle und Szenarien für den Export deutscher Studienangebote ...

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<strong>und</strong> Gütesiegel der Mutter-Hochschule schmücken darf <strong>und</strong> enge Arbeitsbeziehungen<br />

zu dieser unterhält, aber andererseits – zumindest mittelfristig<br />

– aus sich heraus wissenschaftlich <strong>und</strong> wirtschaftlich selbst tragend sein<br />

soll.<br />

Für beide Varianten gibt es bisher nur sehr wenige Beispiele. Die erste<br />

setzt voraus, dass es im Zielland („host country“) bereits eine vertrauenswürdige<br />

Hochschuleinrichtung gibt, die zur „Untervermietung“ <strong>und</strong> zur Bereitstellung<br />

technisch-administrativer Dienstleistungen bereit <strong>und</strong> ggf. sogar<br />

an einer Kooperation interessiert ist. In <strong>den</strong> meisten Schwellenländern, auf<br />

die sich Studienangebotsexporte heute konzentrieren, ist dies aber leider<br />

nicht der Fall.<br />

Zudem birgt die Aus-Gründung einer Filiale im Ausland eine solche Fülle<br />

von Risiken, dass sie gut überlegt sein will <strong>und</strong> die Management-Fähigkeit<br />

der Mutter-Hochschule auf eine harte Belastungsprobe stellt. Je<strong>den</strong>falls<br />

muss sie sich zumindest im klaren sein, dass sie eine solche Entscheidung<br />

nur unter hohen materiellen <strong>und</strong> immateriellen Kosten revidieren kann (siehe<br />

auch McBurnie/Pollock 2000).<br />

An erster Stelle stehen hier politische Risiken zur Abwägung: Ist die politische<br />

Lage im Zielland so stabil, dass die Unternehmung eine mittelfristige<br />

Überlebensperspektive hat? Wie valide <strong>und</strong> belastbar sind staatliche Zusagen<br />

(z.B. zur Sicherheit ausländischer Investitionen) <strong>und</strong> vertragliche Bindungen?<br />

Muss mit nicht-monetären Zulassungsbeschränkungen <strong>und</strong> –auflagen<br />

gerechnet wer<strong>den</strong>, die das geplante Programmangebot tangieren?<br />

Mindestens ebenso wichtig sind zweitens die wirtschaftlichen Risiken. Bevor<br />

sie nämlich das erste Geld aus Studiengebühren einnehmen kann,<br />

muss die Hochschule enorme Vorlaufkosten <strong>für</strong> <strong>den</strong> Aufbau des Campus,<br />

<strong>für</strong> <strong>den</strong> Abschluss von Verträgen <strong>und</strong> <strong>für</strong> das Produktmarketing aufbringen.<br />

Hinzu kommt das Risiko von Währungsschwankungen, das gerade in <strong>den</strong><br />

<strong>für</strong> solche Aktivitäten attraktiven Zielregionen nicht gerade gering wiegt, wie<br />

die Krise in <strong>den</strong> asiatischen „Tigerstaaten“ in der zweiten Hälfte der 1990er<br />

Jahre gezeigt hat.<br />

Ein dritter schwierig zu kalkulierender Aspekt betrifft schließlich das wissenschaftliche<br />

Personal: Soll der Lehrkörper in der Filiale zumindest anfangs<br />

ausschließlich aus langfristig dorthin entsandten Wissenschaftlern der<br />

Mutter-Hochschule bestehen oder auch aus lokalen Hochschullehrern –<br />

<strong>und</strong> wenn ja, in welcher Durchmischung? Immerhin wird nur ein Teil ihrer<br />

Dozenten freiwillig ein längerfristiges Engagement als „Söldner-Professor“<br />

in einem Schwellenland eingehen wollen, <strong>und</strong> dass sie dort ein hinreichendes<br />

Reservoir an gut qualifizierten Dozenten vorfindet, ist nicht selbstverständlich.<br />

Vermutlich sind es solche Gründe, die erklären können, warum viele Hochschulen<br />

von Plänen zur Aus-Gründung ausländischer Branches wieder abgerückt<br />

sind <strong>und</strong> warum es sich bei <strong>den</strong> „ausländischen“ Hochschulen fast<br />

überall auf der Welt nicht um Filialen von Universitäten handelt, die in ihren<br />

Ursprungsländern einen regulären Präsenzlehrbetrieb anbieten, sondern<br />

Mitnutzung<br />

eines ausländischen<br />

Campus<br />

Hohes Risiko<br />

Politische<br />

Risiken<br />

Wirtschaftliche<br />

Risiken<br />

Wissenschaftliches<br />

Personal<br />

Streuung der<br />

Terminologie

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