Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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706<br />
1 Besprechungen<br />
liehen Kämpfe der Arbeiterklasse" (219). Bei aller Verdienstlichkeit,<br />
die den Herausgebern des Bandes zu bescheinigen ist, bleibt nach der<br />
Lektüre gleichwohl ein Rest von Unbehagen beim Leser zurück. <strong>Das</strong><br />
hängt mit der Auswahl und den Editionsprinzipien der vorliegenden<br />
Aufsätze zusammen. Zwar bemüht sich J. Seifert in seiner Einleitung<br />
(7—13), rationale Rechenschaft über sein Auswahlverfahren, das sich<br />
eng an Gerlachs Editionsplan hält, abzulegen — trotzdem gibt es eine<br />
Reihe offener Fragen. Eine wichtige betrifft die Authentizität einiger<br />
Beiträge, die seinerzeit ungezeichnet in der „Kommunistischen Politik"<br />
erschienen. Seifert übernimmt unkritisch Gerlachs „Unterstellung",<br />
„daß sie von Korsch stammen" (11); hier könnte wohl erst<br />
gründliche Forschungsarbeit endgültige Aufklärung schaffen. Es<br />
bleibt zu hoffen, daß der von Gerlach projektierte zweite Band (ebd.)<br />
mit vorwiegend theoretischen Texten Korschs in absehbarer Zeit veröffentlicht<br />
wird, damit die marxistische Auseinandersetzung um diesen<br />
Autor auf gesicherterer Basis als bisher geführt werden kann, damit<br />
vor allem jeder Art von „Korsch-Legende" und projektiver Vereinnahmung<br />
oder Ablehnimg der Boden entzogen wird. Noch ist nicht<br />
das letzte Wort über Karl Korsch gesprochen.<br />
Hans-Martin Lohmann (Offenbach)<br />
Sandkühler, Hans Jörg (Hrsg.): Marxistische Erkenntnistheorie.<br />
Texte zu ihrem Forschungsstand in den sozialistischen<br />
Ländern. Verlag Fromann-Holzboog, Stuttgart — Bad Cannstatt<br />
1973 (LH u. 281 S., br., 24,— DM).<br />
Hans Jörg Sandkühler hat sich mit dieser Edition und einer umfangreichen<br />
Einleitung die Aufgabe gestellt, eine erste repräsentative<br />
Information über den Forschungsstand der marxistisch-leninistischen<br />
Erkenntnistheorie und der dialektischen Logik in den sozialistischen<br />
Ländern zu bieten. Die hier zusammengestellten Aufsätze aus der<br />
UdSSR, CSSR, Ungarn und der DDR sind Dokumente mit Beweiskraft<br />
gegen den Mechanismuseinwand. Daß der Herausgeber hier<br />
nicht in Beweisnot geraten ist, sondern im Gegenteil die Qual der<br />
Wahl hatte, zeigt eine Auswahl-Bibliographie mit 124 Titeln. Marxistisch-leninistische<br />
Erkenntnistheorie ist Erkenntnistheorie auf<br />
der Höhe der Einsicht in die doppelte Determiniertheit des Erkenntnisprozesses:<br />
nämlich erstens „durch seine stofflichen, objektiv materiellen<br />
und bewußtseinsvorgängigen Gegenstandselemente und zweitens<br />
durch seine gesellschaftlidie Formbestimmtheit" (XVII). Eines<br />
der zentralen Anliegen der Beiträge dieses Buches ist die nähere Darstellung<br />
und Diskussion dieser doppelten Determiniertheit: Erkenntnis<br />
ist Widerspiegelung, und Widerspiegelung ist ein sozialhistorischer<br />
Prozeß.<br />
Der Aufsatz von Klaus Gößler aus Leipzig („Erkenntnis als sozialer<br />
Prozeß") zeigt, daß die Faktoren der sozial-ökonomischen Determiniertheit<br />
„den Erkenntnisprozeß als einen sozialen Prozeß und<br />
DAS ARGUMENT 92/1975 ©