Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Wider den bloß verbalen Materialismus 683<br />
diese allgemeine Anerkennung wäre eine unverhoffte, bestimmte<br />
Fraktionierungen wenigstens auf theoretischem Feld aufhebende<br />
Sache. Aber Greiff/Herkommer machen es sich leicht. Nicht nur haben<br />
sie meinen kleinen Aufsatz nur überflogen und, genaugenommen,<br />
nicht eben viel verstanden, sondern sie haben es sich auch gespart, die<br />
Probe aufs Exempel zu machen und meine erkenntnistheoretischen<br />
Kommentare zum Kapital zur Kenntnis zu nehmen. So haben sie übersehen,<br />
daß die eng am konkreten Gegenstand entwickelten „allgemeinen<br />
marxistischen Wahrheiten" quer zu den gewohnten Frontverläufen,<br />
vor allem aber dem in Kreisen der <strong>kritische</strong>n <strong>Theorie</strong><br />
verbreiteten Kapital- und zugleich Methodenverständnik eine Herausforderung<br />
entgegenstellen, die nicht deshalb schon allgemein akzeptiert<br />
ist, weil die Herausgeforderten sich nicht öffentlich geäußert<br />
haben. — Nebenbei: Auch Sandkühler hat sich der Mühe<br />
einer Auseinandersetzung mit den Vorlesungen entzogen. Anders<br />
hätte er vielleicht zu lohnenden Problemen und Diskussionsgegenständen<br />
gefunden. Ein erheblicher Teil seiner Mutmaßungen hinsichtlich<br />
meiner Position erweist sich von hierher als gegenstandslos.<br />
Zurück zu Greiff/Herkommer. Sie klagen meine Ausführung „grotesker<br />
Allgemeinheit" an. In der Tat schrieb ich schon im ersten<br />
Satz, man könne jenen Thesen vorwerfen, daß sie sehr allgemein<br />
gehalten sind. Aber was Greiff/Herkommer so aufregt, ist etwas<br />
anderes als das, was man normalerweise unter Allgemeinheit versteht.<br />
Sie drücken mit diesem Wort die Erfahrung aus, vorsätzlich<br />
etwas gegen meine Thesen sagen zu wollen, ohne daß sie etwas<br />
gegen ihren Wortlaut vorzubringen vermögen. „Jeder muß diesen<br />
allgemeinen Wahrheiten zustimmen!" seufzen sie verzweifelt — und<br />
erfinden etwas hinzu. Sie behaupten — was nicht stimmt —, ich<br />
schwiege zur Widerspiegelungs- bzw. Abbildtheorie und würde versuchen,<br />
durch die Formulierung unwidersprechlicher allgemeiner<br />
marxistischer Wahrheiten zu suggerieren, auch die Widerspiegelungstheorie<br />
sei unwidersprechlich. „Der Sinn des ganzen Aufsatzes" sei es,<br />
die Abbildtheorie durch Verschweigen zu rechtfertigen. „Haugs unterlassene<br />
Stellungnahme bringt das Kunststück fertig, eine überaus problematische<br />
<strong>Theorie</strong> als dialektisches Meisterwerk erscheinen zu<br />
lassen".<br />
In Wirklichkeit ist die Stellungnahme nicht unterlassen. Sie ist<br />
allerdings — wie jener ganze Aufsatz — nur knapp und mit dem<br />
Blick auf viel zu vieles, was unerwähnt bleibt, zusammengefaßt. —<br />
Die erste „unterlassene Stellungnahme" findet sich zu Beginn des<br />
Abschnitts, in dem der Gegensatz von metaphysischem und dialektischem<br />
Materialismus skizziert und gezeigt wird, daß zum metaphysischen<br />
Materialismus eine mechanische Widerspiegelungstheorie<br />
der Erkenntnis gehört. Es folgt die Hervorhebung der grundlegenden<br />
Bedeutung der Praxis für den dialektischen Materialismus sowie<br />
einiger der wichtigsten, gleichwohl oft vernachlässigten erkenntnisleitenden<br />
Gesichtspunkte der Dialektik. Nach dem skizzenhaften<br />
Aufweis der exemplarischen Einlösung der methodologischen Ansprüche<br />
materialistischer Dialektik in Marxens Kapital komme ich<br />
DAS ARGUMENT 92/1975 ©