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Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Soziale Bewegung und Politik 749<br />

und Monopolkapital (198 ff.)- Auffallend ist generell seine Unsicherheit<br />

beim Versuch der Bestimmung der ökonomischen Triebkräfte<br />

der hochentwickelten bürgerlichen Gesellschaft.<br />

Trotz seiner Vorbehalte gegenüber der kommunistischen Arbeiterbewegung<br />

(362, 262 ff.) fällt er jedoch nicht auf die Position eines<br />

Apologeten sozialreformistischer Politik zurück (131 ff.) und betont<br />

immer wieder die Notwendigkeit einer einheitlichen Arbeiterbewegung.<br />

Hervorzuheben ist auch, daß er sich der imperialistischen<br />

Funktion des bürgerlichen Staates und der daraus folgenden konträren<br />

Position zu den sozialistischen Staaten durchaus bewußt ist (117).<br />

Trotz seiner Mängel gibt das Buch wertvolle Hinweise für eine Kritik<br />

am bürgerlichen Pluralismusbegriff. Horst Löffler (Berlin/West)<br />

Deutsch, Karl W.: Nationenbildung — Nationalstaat<br />

— Integration. Hrsg. v. A. Ashkenasi und P. W. Schulze.<br />

Bertelsmann Universitätsverlag, Düsseldorf 1972 (244 S., br.,<br />

19,80 DM).<br />

Was an den Arbeiten von Deutsch — der Band enthält eine repräsentative<br />

Auswahl aus „25 Jahren wissenschaftlichen Schaffens" —<br />

immer wieder frappiert, ist die Diskrepanz zwischen dem analytischen<br />

Aufwand, den der Autor treibt, und den Resultaten, die er erzielt.<br />

Wer sich von seinen Untersuchungen zum Nationalismus und<br />

Föderalismus Aufschlüsse über den Zustand und die Perspektiven<br />

des internationalen Systems erhofft, mag am Ende der Lektüre fragen,<br />

ob sich nicht die deduktiv-empirische Politikwissenschaft, die<br />

Deutsch in Anlehnung an die pragmatische amerikanische Sozialwissenschaft<br />

betreibt, auf l'art pour l'art beschränke oder allenfalls<br />

systemimmanente Sozialtechniken perfektioniere. Denn aus der Fülle<br />

der empirischen Daten, die der Autor vorlegt, um die Komplexität<br />

der Entwicklungsprozesse und Systeme zu erfassen, zieht er entweder<br />

so triviale Schlüsse (z. B. 19), daß die vorherige Untersuchung<br />

luxuriös erscheint, oder er leitet daraus lediglich Strategien ab, die<br />

das „Verständnis" und die „Ansprechempfindlichkeit" (z. B. 92 f.,<br />

130 f.) der Systeme optimieren und damit zu ihrer Selbsterhaltung<br />

beitragen sollen. Mitunter meint auch der Autor, die Ergebnisse seiner<br />

empirischen Arbeit, kaum daß er sie formuliert hat, durch entgegengesetzte<br />

politische Voten wieder revidieren zu müssen. Nicht<br />

zuletzt dieses Manko ist einerseits mit seinem begrenzten elite- und<br />

systemtheoretischen Erkenntnisinteresse und andererseits mit seinem<br />

methodologischen Eklektizismus zu erklären. Wenn er das Wachstum<br />

eines nationalen Systems oder „amalgamierter Sicherheitsge-<br />

, meinschaften" (Schweiz, USA, 85 f.) bzw. die desintegrativen Tendenzen<br />

untersucht, die sie zu bewältigen haben, bedient er sich<br />

quantifizierender Inhaltsanalysen, mathematischer Formalisierungen,<br />

ökonomischer Statistiken und traditionell historischer Methoden.<br />

So probat diese Kombination unter anderen Prämissen auch sein<br />

DAS ARGUMENT 92/1975 ©

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