02.03.2014 Aufrufe

Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

724<br />

1 Besprechungen<br />

1<br />

leben des (männlichen) Volksschullehrers, wie sie von Fritz Schuh<br />

1962 veröffentlicht wurde, und stellt Abweichungen in der Rangfolge<br />

vor allem bei den Faktoren „Arbeitsklima", „Beziehung zu Vorgesetzten<br />

und Schulverwaltung", „Tempo der Reformen", „Sozialprestige"<br />

und „Aufstiegsmöglichkeiten" fest (37—45). Ein solcher<br />

Vergleich mutet aber schon deshalb problematisch an, weil die Untersuchung<br />

von Schuh weit über zehn Jahre zurückliegt.<br />

Trotz der von den Lehrerinnen geäußerten Kritik würden 67,7 °/o<br />

der wieder Berufstätigen und 60,7 °/o der Ausgeschiedenen den Lehrerberuf<br />

noch einmal ergreifen (53, 137). Die Vermutung liegt nahe,<br />

daß Berufsunzufriedenheit kein" wesentlicher Fluktuationsfaktor sei.<br />

Und in der Tat wird in über 90 °/o der Fälle angegeben, die Fluktuationsgründe,<br />

die das Ausscheiden aus dem Schuldienst bewirken,<br />

lägen außerhalb des Berufes. Nur 4,9 %> aller befragten Lehrerinnen<br />

machen schulisch-berufliche Gründe für ihr Ausscheiden verantwortlich;<br />

hingegen nennen 42,2 °/o die Geburt von Kindern; 32,9 % die<br />

Dreifachrolle als Berufstätige, Hausfrau und Mutter; 8,6 % Heirat;<br />

4,3 °/o Beruf oder Berufsort des Ehemannes; 3,4 °/o gesundheitliche<br />

Gründe (77, 140). Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, daß<br />

wesentlich mehr Lehrerinnen ihrer Tochter (78,8 °/o) als ihrem Sohn<br />

(50,8 °/o) empfehlen, den Lehrerberuf zu ergreifen, weil es ein schöner,<br />

typischer Frauenberuf sei, weil man in ihm Berufstätigkeit einerseits,<br />

Hausfrauen- und Mutterpflichten andererseits verbinden könne,<br />

weil die Ausbildungszeit relativ kurz sei und zugleich der Professionalisierung<br />

der Mutterrolle diene (48—53,136 f.).<br />

Bei der Interpretation all dieser Ergebnisse muß man sich stets<br />

über eines im Klaren sein: wiedergegeben werden nicht reale Situationen<br />

und begriffene Schwierigkeiten, sondern die Äußerungen<br />

und Einstellungen der Betroffenen. Zum Teil enthalten sie Rationalisierungen;<br />

andererseits lassen sich in ihnen ohne große Mühe gesellschaftliche<br />

und berufsspezifische Vorurteile wiederfinden. Sie zu<br />

durchbrechen, wäre Aufgabe einer Studie, die die genannten Probleme<br />

inhaltlich, qualitativ analysiert. Als Vorarbeit hierfür ist<br />

Kreckers Untersuchung nützlich.<br />

Arno Bammé (Berlin/West)<br />

Schildkamp-Kündiger, Erika: Frauenrolle und Mathematikleistung:<br />

Pädagogischer Verlag Schwann. Düsseldorf<br />

1974 (120 S., br., 16,— DM).<br />

Am Beispiel 13- und 14jähriger Schülerinnen eines Gymnasiums<br />

wird die Leistung in Mathematik in Abhängigkeit einiger Persönlichkeits-<br />

und Umweltvariablen untersucht. Ausgangspunkt: Intelligenz<br />

ist notwendig, aber nicht hinreichend für das Erlernen der<br />

Schulmathematik; Selbstvertrauen fördert die Mathematikleistung,<br />

emotionelle Störungen hemmen sie, Mathematik ist nach verbreiteter<br />

Auffassimg Sache der Männer; Wertungen der Eltern beeinflussen die<br />

DAS ARGUMENT 92/1975 ©

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!