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Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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1 Besprechungen<br />

seinem Buch von 1971 dem abzuhelfen, jetzt unternimmt er einen<br />

zweiten Versuch.<br />

Die ökonomische <strong>Theorie</strong> der Klassik kannte noch Klassen und<br />

Klassenkonflikte. Diese Erkenntnisse gingen jedoch später bei den<br />

Neoklassikern, welche nur nutzenberechnende Individuen und<br />

Gleichgewichte kannten, verloren. Mitte der 30er Jahre dieses Jahrhunderts<br />

erschütterte zwar die Weltwirtschaftskrise und in deren<br />

Gefolge die Keynessche <strong>Theorie</strong> diese Gleichgewichtsträume, nach<br />

dem Krieg stellte jedoch die „neoklassische Synthese" die alte Ordnung<br />

wieder her. Nim übernimmt der Staat als wirtschaftspolitischer<br />

Lenker die Rolle, die bisher das Saysche Gesetz in der <strong>Theorie</strong><br />

spielte, und die alte <strong>Theorie</strong> kann — sonst unverändert — weiterhin<br />

Gültigkeit beanspruchen. Sie kann sogar mit einer schmucken<br />

Wachstumstheorie ausgestattet werden, die ein goldenes Zeitalter<br />

(wo sich alles gleichmäßig und harmonisch entwickelt) verheißt,<br />

das unauffällig mit den heutigen Zuständen gleichgesetzt wird.<br />

Der erste Teil des Buches berichtet ausführlich über diese Dinge<br />

und erklärt, worin für Kregel die zu leistende Rekonstruktion der<br />

Politischen Ökonomie besteht: es soll eine dynamische <strong>Theorie</strong> aufgebaut<br />

werden, die an die Klassiker und Keynes anknüpft und Nutzenbegriff<br />

und Grenzproduktivitätstheorie umgeht. Diese Rekonstruktion<br />

beginnt im Teil 2. Dort wird ein Zwei-Sektoren-Modell<br />

diskutiert, in dem der Konsumgüter-Sektor zwar von dem anderen<br />

Investitionsgüter, aber keine Vorleistungen im Sinne der volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtrechnung bezieht, so daß seine Kosten nur aus<br />

Abschreibungen und Lohnkosten bestehen und die Bestimmung des<br />

Profits besonders einfach ist. Die Preise werden in beiden Sektoren<br />

durch Aufschlag gebildet, wobei diese Aufschläge bei unvollkommener<br />

Konkurrenz unterschiedlich hoch sind. Wie hoch sie ausfallen,<br />

bestimmen nicht nur die Bilanzgleichungen der Sektoren, sondern<br />

auch die Wünsche der Kapitalisten. Von den in dieser Diskussion beliebten<br />

Themen fehlen weder Pasinettis positive Sparquote der Arbeitnehmer<br />

noch das Reswitching bei der Auswahl der Produktionstechnik.<br />

Im Wirbel der Märchen über goldene und nicht-goldene<br />

Zeiten sollte allerdings eine Merkwürdigkeit nicht untergehen:<br />

Kregel kritisiert zwar die Ein-Gut-Welt des R. M. Solow; der von<br />

ihm definierte Ausstoßvektor Q der Konsumgütermengen stellt aber<br />

im Prinzip nichts anderes dar, da es sich um ein Güterbündel mit<br />

festen Mengenrelationen handelt. Der Teil 3 bietet zunächst eine gute<br />

Übersicht über die Probleme bei der Messung des Kapitalstocks<br />

(Kap. 9). Im gleich darauffolgenden Kapitel werden die soeben erwähnten<br />

Probleme allerdings wieder vergessen, um ein „aggregate<br />

price level" zu diskutieren. Kap. 11—12 bauen Geld und Außenhandel<br />

Jn das Modell ein und bieten eine Reihe brauchbarer Bemerkungen,<br />

die nicht unbedingt an das hier formulierte Modell gebunden<br />

sind. Eine davon, die mir interessant erscheint, gebe ich wieder, auch<br />

wenn sie im Buch nicht in dieser Richtung diskutiert wird. Da die<br />

Investitionsentscheidungen unabhängig von den Sparentscheidungen<br />

getroffen werden, kann es sein, daß die gewünschten Investitionen<br />

DAS ARGUMENT 92/1975 ©

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