02.03.2014 Aufrufe

Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

766<br />

1 Besprechungen<br />

einflussung der Erwerbsquote, der Ausländerbeschäftigung, der Art<br />

des technischen Fortschritts, der Branchenstrukturpolitik, der Regionalpolitik).<br />

Der Entwurf eines gesamtwirtschaftlichen Arbeitsmarktmodells<br />

skizziert zuerst ein Modell der Nachfrageseite. Von einer vorgegebenen<br />

Wachstumsrate ausgehend, werden die Komponenten des Endnachfrage-Vektors<br />

und die verschiedenen Prognosetechniken für sie<br />

diskutiert. Aufgrund von Input-Output-Matrizen lassen sich daraus<br />

die intermediären Produktionsstrukturen im Unternehmensbereich<br />

ermitteln. Aus diesen wiederum ergibt sich der Arbeitskräfte-Bedarf<br />

(Manpower-Ansatz), der nach Wirtschaftsbereichen, Tätigkeitsmerkmalen<br />

(Berufen) und Ausbildungsmerkmalen aufzuschlüsseln ist.<br />

Dem wird die Skizze eines Arbeitskräfte-Angebotsmodells gegenübergestellt.<br />

An ein Modell der demographischen Entwicklung wird<br />

ein Bildungsverlaufsmodell angehängt, das die Nachfrage nach und<br />

die Inanspruchnahme durch Bildimgsprozesse erfaßt (Social Demand-<br />

Ansatz). Daraus ergeben sich die Neuzugänge am Arbeitsmarkt. Die<br />

für ein Prognosejahr getrennt ermittelten Nachfrage- und Angebotsgrößen<br />

werden sodann in einer dritten Stufe in Form einer Arbeitskräfte-Bilanz<br />

konfrontiert An die Feststellung der sich daraus ergebenden<br />

Über- oder Unterdeckungen kann sich dann eine Diskussion<br />

der Möglichkeiten, die beiden Modelle konsistent zu machen, anschließen.<br />

Dieses erfolgt in erster Linie durch den Einsatz arbeitsmarkt-politischer<br />

Instrumente. Auch die zweite Studie für regionale<br />

Arbeitsmärkte bedient sich dieses Grundmodells, lediglich erweitert<br />

um einige zusätzliche Probleme, die sich aus der Abhängigkeit der<br />

Region von der Gesamtwirtschaft ergeben.<br />

Die Grundstruktur des dargestellten Entwurfs entspricht damit<br />

dem Batelle-Modell, dem einzigen in der BRD zu diesem Sektor bereits<br />

existierenden Modell mit derart breiter Fragestellung, das es<br />

erlaubt, eine große Zahl relevanter Faktoren miteinander zu verknüpfen<br />

und Interdependenzen zu berücksichtigen. Die Darstellung<br />

ist sehr komprimiert und enthält zu den einzelnen Detailproblemen<br />

viele Hinweise auf vorhandene Modellansätze, auf vorhandenes<br />

Datenmaterial, dessen Eigenschaften und Unzulänglichkeiten, und<br />

auf Lösungsmöglichkeiten zu Einzelfragen, die in der theoretischen<br />

Literatur vorgeschlagen worden sind. Sie illustriert damit eine wirtschaftswissenschaftliche<br />

Position, welche empiriefernes Theoretisieren<br />

auf höchstem Aggregationsniveau ebenso zu überwinden versucht<br />

wie punktuelle politische Eingriffe ohne hinreichende Information<br />

über Folgen und Nebenwirkungen. Es ist eindrucksvoll zu<br />

sehen, wie sich die einzelnen Arbeiten auf dem Gebiet der Arbeitsmarktforschung<br />

im Rahmen des dargelegten Gesamtkonzepts wie<br />

Puzzlesteine allmählich zusammenzufügen beginnen und in zunehmendem<br />

Maße Voraussetzungen geschaffen werden für die Erklärung,<br />

Prognose und bewußte politische Beeinflussimg dieses Sektors.<br />

(Ob, wie und inwieweit diese Informationsinstrumente dann politisch<br />

eingesetzt werden, ist natürlich eine andere Frage.)<br />

Christoph Helberger (Frankfurt/Main)<br />

DAS ARGUMENT 92/1975 ©

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!