Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Psychologie 727<br />
hingen unmöglich. „Wo immer er Beziehungen unterhält, entsteht<br />
Verwirrung." (503) Durch die Kenntnis der sozialen Komponente im<br />
Krankheitsbild wird eine Therapie möglich, die bewußt den sozialen<br />
Kontext des Patienten mit einbezieht.<br />
Goffmanns Aufsätze überzeugen durch die breite Materialbasis und<br />
die vorsichtige Generalisierung, die sich der Grenzen der Methode bewußt<br />
ist.<br />
Thomas Berger (Göttingen)<br />
Psychologie<br />
Duhm, Dieter: Warenstruktur und zerstörte Zwischenmenschlichkeit.<br />
Rosa Luxemburg Verlag, Köln<br />
1973 (190 S., br., 9,— DM).<br />
Duhm, Dieter: Revolution ohne Emanzipation ist<br />
Konterrevolution. Zwei Aufsätze. Rosa Luxemburg Verlag,<br />
Köln 2 1973 (30 S., br., 1,60 DM).<br />
Duhms „dritter Versuch der gesellschaftlichen Begründung zwischenmenschlicher<br />
Angst" (7) wird, soweit sich das abschätzen läßt,<br />
hauptsächlich von der „nicht-revisionistischen" Linken rezipiert. Er<br />
stellt sich ein relevantes Problem: Wie individuelle mit gesellschaftlicher<br />
Emanzipation zusammenhängt und ob — und wie — Marxismus<br />
und Psychoanalyse miteinander „kombiniert" werden können.<br />
Daß Duhm nicht zimperlich (besonders mit der Linken) umspringt,<br />
zeigt die Vorbemerkung: „... denn die meisten Großgenossen der<br />
linken Wissenschaft gingen und gehen noch durch die Mühle bürgerlicher<br />
Gewalt und viele "verwandeln sich dabei tatsächlich in Mehl,<br />
mit dem der Dreck bürgerlicher Wissenschaft pluralistisch gepudert<br />
werden kann ... Dieser linke Akademismus muß weg, wenn die<br />
<strong>Theorie</strong> nicht ein Mittel der privaten Konfliktlösung für Seminarmarxisten,<br />
sondern ein Mittel wirklich revolutionärer Konfliktlösung<br />
für uns alle werden soll" (8 f.). Merkwürdig nur, daß das, was Duhm<br />
dann entwickelt, mit dem leersten und abstraktesten Seminar-Akademismus<br />
durchaus wetteifern kann.<br />
Im ersten Teil behandelt er die „Ware als kategoriale Grundlage<br />
für die Untersuchung der zwischenmenschlichen Beziehungen in der<br />
kapitalistischen Gesellschaft" (25). Ausgehend von Lukâcs' Verdinglichungskonzeption<br />
behauptet Duhm: „Der Verdinglichungsbegriff<br />
ist gleichzeitig der unserem Denken ungewohnteste und erkenntnistheoretisch<br />
relevanteste Begriff der marxistischen Gesellschaftstheorie"<br />
(27). Den Beweis bleibt er jedoch schuldig, da er diese Kategorie<br />
durch philologische Verdrehungen einschlägiger Marx-Zitate<br />
bis zur Unkenntlichkeit verflacht; überhaupt ist die Marx-Rezeption<br />
des ersten Teils als „naturalistische" Verkürzung dialektischer Aus-<br />
DAS ARGUMENT 92/1975 ©