Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Ökonomie 763<br />
geben, daß sie Erstaunliches vollbringen. Sie haben die neun amerikanischen<br />
und die fünf deutschen Auflagen des Lehrbuchs genau<br />
verglichen und eine Fülle von Ungereimtheiten, Schlampereien,<br />
opportunistischen Umformulierungen und irreführenden Statistiken<br />
ausfindig gemacht (Beispiele auf S. 47, 67, 81, 102, 139)." Sie sind auch<br />
nicht beim bloßen Aufzählen geblieben, sondern haben selbst neue<br />
statistische Daten angeführt, Widersprüchliches geklärt und zwischendurch<br />
entlarvende Äußerungen amerikanischer Politiker, Manager<br />
und Journalisten eingestreut (Beispiele auf S. 54, 117, 123,<br />
143 ff., 162). Sie haben gründlich gearbeitet und verdienen alle Achtung<br />
für die Tausende von Arbeitsstunden, die sie in ihren <strong>kritische</strong>n<br />
Kommentar gesteckt haben. Der Nachteil des Werkes liegt andererseits<br />
darin, daß es äußerst langatmig und überladen ist: man sieht<br />
den Wald nicht vor lauter Bäumen! Grundsätzliche Kritik wird gelegentlich<br />
durch fettgedruckte Stichworte hervorgehoben, aber im<br />
Rahmen der Darstellung ist sie genauso gewichtet wie marginale<br />
Kritik. Der Hinweis auf S. 24/26 sollte daher beachtet werden: der<br />
„Anti-Samuelson" ist gedacht, für besonders motivierte Studenten<br />
und für Dozenten, die die Auseinandersetzung mit der Neoklassik<br />
suchen. Dies um so mehr, als der Kommentar nicht lediglich Kenntnis<br />
des Lehrbuchs von Samuelson voraussetzt, sondern praktisch<br />
dessen gleichzeitige Lektüre verlangt.<br />
Für mögliche Interessenten hier noch einige Inhaltsangaben: Es<br />
wird zunächst der ahistorische Charakter der neoklassischen <strong>Theorie</strong><br />
herausgestellt. Kap. 3 befaßt sich mit Einkommensverteilung und<br />
bietet viel empirisches Material. Nach einem kurzen Überblick über<br />
die Geschichte der Gewerkschaften in den USA rückt im Kap. 6<br />
der kapitalistische Staat in den Vordergrund (Staatsausgaben, soziale<br />
Leistungen, Steuern). Die angekündigten Bände 2—4 des Anti-<br />
Samuelson werden noch behandeln: Makroökonomie (Fortsetzung),<br />
MikroÖkonomie, Imperialismus und Weltmarkt.<br />
Gianfranco Accardo (Berlin/West)<br />
Kregel, J. A.: The Reconstruktion of Political Economy.<br />
An Introduction to Post-Keynesian Economics. Macmillan,<br />
London 1973 (XVIII, 218 S., Ln., £ 4,95).<br />
Einen gewissen Sinn fürs Geschäft kann man dem Verfasser nicht<br />
absprechen. 1971 hat er „Rate of Profit, Distribution and Growth"<br />
veröffentlicht, 1972 „The Theory of Growth", 1973 nun die hier angezeigte<br />
„Reconstruction". Es ist im Grunde immer derselbe wachstumstheoretische<br />
Stoff, wenn auch jeweils mit unterschiedlichem<br />
Schwerpunkt und in unterschiedlicher Ausführlichkeit behandelt.<br />
Die Wachstumstheorie hat in den 60er Jähren eine erbitterte Schlacht<br />
erlebt. Joan Robinson, die hierbei stark beteiligt war, mußte erleben,<br />
daß sie mit ihrer eigenen <strong>Theorie</strong> nicht im entferntesten soviel Erfolg<br />
hatte wie mit ihrer Kritik. Ihr Schüler Kregel versuchte schon in<br />
DAS ARGUMENT (S/1175 ©