Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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762 Besprechungen<br />
die Normen und Fakten als oftmals beliebig verschiebbare Versatzstücke<br />
bei der Aufführung des Rechtsschauspiels zu verwenden.<br />
Statt nach Fakten wird tendenziell nach passenden Rechtsnormen<br />
gesucht; was aber als ,passend' akzeptiert wird, das bestimmt — im<br />
Rahmen des Darstellbaren — das informelle Sachprogramm. Die<br />
hierbei verwendeten Abstraktionen und sonstigen Strategien der<br />
Realitätskonstruktion deformieren den sozialen Sachverhalt" (154/<br />
155);<br />
Audi für die Strategien der Verwendung von Zeit bei der Urteilsfestlegung<br />
kann man der Analyse einige sehr aufschlußreiche Hinweise<br />
von allgemeinerer Bedeutung entnehmen (171). Die Bedeutung<br />
der Zeitdimension für richterliches Handeln ist ohnehin in jüngerer<br />
Zeit allzu einseitig auf die Beschleunigungsfrage fixiert worden.<br />
Lautmann zeigt schließlich, in welchem Ausmaß das positive Recht<br />
weniger die Herstellung als die Darstellung von Entscheidungen zur<br />
Legitimierung von Machtausübung regelt (175 ff.).<br />
Albrecht Götz von Olenhusen (Freiburg)<br />
Ökonomie<br />
Linder, Marc, unter Mitarbeit von Julius Sensat und George Caffentzis:<br />
Der Anti-Samuelson. Kritik eines repräsentativen<br />
Lehrbuchs der bürgerlichen Ökonomie. Band 1. Politladen Erlangen,<br />
Gaiganz 1974 (276 S., br., 17,— DM).<br />
Der „Anti-Samuelson" wird insgesamt vier Bände umfassen, die<br />
bis Frühling 1975 erscheinen sollen. Wenn nun dieser erste Band<br />
schon einen verläßlichen Eindruck des ganzen Werkes vermittelt, so<br />
läßt sich feststellen: es liegt eine beachtliche Leistung vor, die unglücklicherweise<br />
nur in bescheidenem Maße verwertbar ist.<br />
Die Verfasser bekennen sich zur Marxschen Kritik der Politischen<br />
Ökonomie und sind der Ansicht, daß sie die Neoklassik, wie sie in<br />
Samuelsons Lehrbuch für das Volk kanonisiert wird, genau trifft.<br />
Daß sie recht haben, liegt auf der Hand: immer noch geistert hier der<br />
homo oeconomicus, rechenhaft seinen größtmöglichen Nutzen erheischend;<br />
und immer noch sorgt der Markt dafür, daß alles Denkbare<br />
optimiert wird. Der Unterschied zwischen Neoklassik und der<br />
älteren kapitalistischen Apologetik besteht hauptsächlich darin, daß<br />
nach der Keynesschen Reformation die staatliche Wirtschaftspolitik<br />
für Vollbeschäftigung und die Glättung der Konjunktur sorgt (neoklassische<br />
Synthese).<br />
Linder und seine Freunde stehen also auf festem Boden, aber eine<br />
übersichtliche Darstellung ihrer Position ist ihnen nicht gelungen.<br />
Ihre Kritik hält sich zu eng an Samuelsons Aufbau. Überspitzt ließe<br />
sich sagen, daß sie ihn Zeile für Zeile kritisieren. Und man muß zu-<br />
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