Das Argument - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Ökonomie 765<br />
zu hoch sind und dann durch Preissteigerungen zusätzliches Sparen<br />
erzwungen wird. Die „inflation barrier" ist dann erreicht, wenn sich<br />
die Arbeitnehmer gegen diesen Zwang zur Wehr setzen und Lohnerhöhungen<br />
verlangen. „[The inflation barrier] underlines the crux<br />
of the problem of inflation in the struggle over income distribution"<br />
(160). Ein Verteilungskampf ist das sicher, aber der Erklärungszusammenhang<br />
mit einer zu starken Investitionsnachfrage ist trivial,<br />
denn spätestens seit Rosa Luxemburg ist in der Politischen Ökonomie<br />
die Meinung verbreitet, daß im Kapitalismus, gemessen an seinen<br />
Absatzmöglichkeiten, zuviel investiert wird und nicht zu wenig.<br />
Der abschließende Teil 4 behandelt neben zwei zusammengefaßten<br />
Kapiteln aus Kregels Buch von 1971, die hier ziemlich überflüssig<br />
sind, die Frage, wie es weitergehen soll. Kregel beantwortet diese<br />
Frage damit, daß erstens die neokeynesianische <strong>Theorie</strong> auf mikroökonomischem<br />
Gebiet ausgebaut werden soll, um herauszufinden,<br />
wie die Preisbildung in Wirklichkeit aussieht; zweitens ist ein systematischer<br />
Vergleich zwischen <strong>Theorie</strong> und Wirtschaftsgeschichte zu<br />
leisten, und drittens soll die Bedeutung der Dynamik grundsätzlich<br />
überdacht werden. „Once this is done, economics can again become<br />
political economy and cease treating human relations as though they<br />
were interchanges between atomic particles" (209). Also in Kregels<br />
eigenen Worten: die angekündigte Rekonstruktion hat nicht stattgefunden.<br />
Gianfranco Accardo (Berlin/West)<br />
Gerfin, Harald, Wolfgang Kirner und Jürgen Wulf: Entwürfe<br />
für dis a g g r eg i e r t e Modelle zur Arbeitsmarktprognose<br />
für die BRD. Deutsches <strong>Institut</strong> für Wirtschaftsforschung,<br />
Sonderheft 9, Duncker & Humblot Verlag, Berlin/West<br />
1972 (120 S., br., 36,—DM).<br />
Dieses Buch ist in dreifacher Hinsicht interessant. Es enthält eine<br />
Zusammenstellung der wichtigsten empirischen Arbeiten und Modelle<br />
über den Arbeitsmarkt der Bundesrepublik; es bringt <strong>kritische</strong><br />
<strong>Argument</strong>e zur Beurteilung der bisherigen Arbeiten; und es ist eine<br />
forschungsstrategische Expertise für die westdeutsche Arbeitsmarktforschung.<br />
Die Autoren legen zwei sich ergänzende Studien vor: eine<br />
über den Arbeitsmarkt der Bundesrepublik insgesamt, die andere<br />
über regionale Teilarbeitsmärkte. Als Ziele der Untersuchungen<br />
geben sie an, „Methoden zur Erklärung und möglichst detaillierten<br />
Prognose der Arbeitsmarktentwicklung zu entwerfen, die beim gegenwärtigen<br />
Stand der statistischen Information in der Bundesrepublik<br />
anwendbar sind. Ferner galt es zu klären, welche Probleme<br />
auf diese Weise lösbar erscheinen und welche theoretischen, analytisch-technischen<br />
und statistischen Voraussetzungen geschaffen werden<br />
müßten, damit die Arbeitsmarktprognostik die an sie gestellten<br />
Forderungen hinreichend erfüllen kann" (7). Unter diesen arbeitsmarkt-prognostischen<br />
Anforderungen wäre der Bedarf an Informationen<br />
für die Planung des gesamten Bildungssektors ebenso zu<br />
nennen wie für den Einsatz wachstumspolitischer Instrumente (Be-<br />
DAS ARGUMENT 92/1975 ©