Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

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einer Felsenhöhle und versperrt den Eintretenden den Rückweg. Ihm zur Seite sitzt der feuerrote Haushahn, Fialar. Sein Krähen kündigt das Feuer und damit die Götterdämmerung Ragnarök an. 10 Wenn jemand stirbt, schickt Hel Botinnen nach Midgard. Nur dem Gott Baldr, Gott des Lichtes, der Güte, der Reinheit und Schönheit, einem Sohn Odins, hat Hel persönlich verkündet, dass er am nächsten Tag durch einen Mistelzweig einer Intrige zum Opfer fallen wird. 11 Im Gegensatz zur christlichen Vorstellung der Hölle als Ort der Buße und Strafe für all jene Menschen, die auf Erden Böses getan haben, ist Hel weder mit negativen noch mit positiven Konnotationen behaftet. Erst mit dem Einfluss des Christentums wird die Unterwelt zur „Hölle“, deren Name sich von Hel ableitet, wie man in der englischen Bezeichnung für Hölle „hell“ noch erkennen kann. 10 „Der Seherin Gesicht (Völuspá)“ Strophe 34. In: Die Edda. Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengesänge der Germanen, S. 38 11 Herrmann: Nordische Mythologie, S. 279 u. S. 239 10
2.2. Abgrenzung des Begriffs Wiedergänger Der Tod eines Menschen wird von den Riten des Übergangs („rites de passages“) begleitet. Der Anthropologe Arnold van Gennep hat dies in seiner Studie im Jahr 1909 gezeigt. Alle Übergangsriten laufen demnach in drei Stadien ab. Bei einem Todesfall sind dies folgende: die Riten der Trennung, die Aufnahme des Leichnams und der Gang zum Friedhof. 12 Alle diese Schritte mussten sorgfältig und vollständig ausgeführt werden, denn nur dann war die Sicherheit der Lebenden wie auch die des Toten gewährleistet. Als „Wiedergänger“ oder „Widergänger“ 13 werden Verstorbene bezeichnet, die im Grab keine Ruhe finden und daher umgehen müssen. Wie sich schon aus der Bezeichnung Wiedergänger schlussfolgern lässt, kommt der Tote „wieder“. Als potentielle Wiedergänger galten alle Toten, die nicht, oder ohne die üblichen Rituale, bestattet wurden. Dazu zählten Menschen, deren Leiche nie gefunden wurde, wie Ertrunkene oder Verschüttete, und solche denen man Opfer, Grabbeigaben, Klage und Trauer, oder, im Falle eines Fremd verschuldeten Todes, die Blutrache, verweigerte. Wiedergänger erschienen den Lebenden um ihr Recht einzufordern. Die Erscheinungen hörten auf, sobald die Wiedergänger oder Untoten bekamen was sie verlangten und erst danach war es ihnen möglich, Frieden zu finden. Dies ist auch die Erklärung dafür, weshalb nicht ausnahmslos alle Toten als Wiedergänger in die Welt der Lebenden zurückkehren. Denn jemand der zu Lebzeiten die Möglichkeit hatte, all seine Angelegenheiten zu regeln und abzuschließen, lief den Vorstellungen zu Folge nicht Gefahr nach seinem Ableben zum Wiedergänger zu mutieren. Wenn man die Textquellen über Wiedergänger betrachtet, so wie dies der französische Kulturwissenschaftler Claude Lecouteux 14 ausführlich und hauptsächlich für französische und deutsche Quellen getan hat, so ist besonders auffällig, dass einige Personengruppen besonders zum Wiedergehen neigten. Dabei handelte es sich um Menschen die auf irgendeine Weise während ihres Lebens von ihren Mitmenschen negativ wahrgenommen wurden und durch nicht konformes Verhalten 12 Gennep: Les rites de passage, S. 14 13 Die Schreibung bezieht sich nicht auf unterschiedliche Phänomene, sondern ist als Gelehrtendifferenzierung im 17. und 18. Jahrhundert entstanden, in der die Bedeutungen festgelegt wurden: „wider” für die Bedeutung „gegen” und „wieder” für die Bedeutung „abermals, erneut”. Die Wörter „wieder” und „wider” gehen auf die gleiche Wurzel zurück. 14 Siehe: Lecouteux: Geschichte der Gespenster und Wiedergänger im Mittelalter, Lecouteux: Das Reich der Nachtdämonen. Angst und Aberglaube im Mittelalter, Lecouteux: Die Geschichte der Vampire. 11
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