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Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

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Schadenszauber auf. 124 In diesem Fall ist es allerd<strong>in</strong>gs nur e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Bezeichnung für e<strong>in</strong>en<br />

<strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong>.<br />

Der draugr konnte sich auch auf magische Weise durch die Erde fortbewegen und durch<br />

soliden Ste<strong>in</strong> gehen, wie Hrapp <strong>in</strong> <strong>der</strong> Laxdeala Saga.<br />

Then Olaf tried to rush Hrapp, but Hrapp sank <strong>in</strong>to the ground where he had been stand<strong>in</strong>g and<br />

that was the end of their encounter. 125<br />

Mit Hilfe dieser Fähigkeit war es dem draugr möglich, se<strong>in</strong>en Bestattungsort nach se<strong>in</strong>em<br />

eigenen Willen zu verlassen, ohne dabei Ste<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Erde zu beschädigen. Der natürliche<br />

Aufenthaltsort des draugr war jedoch <strong>der</strong> Grabhügel. Die ältesten germanischen Gräber aus<br />

<strong>der</strong> jüngeren Ste<strong>in</strong>zeit bestehen aus e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Raum aus Tragste<strong>in</strong>en, die von e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>zelnen Deckste<strong>in</strong> abgedeckt werden. E<strong>in</strong>e Seite ist offen. 126 In diesen Raum wurde <strong>der</strong><br />

Verstorbene gesetzt o<strong>der</strong> gelegt. Er hat alle Gegenstände aus se<strong>in</strong>em persönlichen Besitz als<br />

Grabbeigaben mitbekommen, dazu zählen Gefäße, Geschirr, Waffen und Schmuck. Der<br />

Ruheort <strong>der</strong> Toten ist e<strong>in</strong>e Nachbildung des Hauses <strong>der</strong> Lebenden. 127<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Geschichte haben die Bestattungsriten <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien stark variiert, es wurden<br />

unterschiedliche Bestattungsarten praktiziert wie Schiffsbestattungen, Feuerbestattungen,<br />

Ste<strong>in</strong>grab-Bestattungen o<strong>der</strong> christliche Grabanlagen. In <strong>der</strong> Eisen- und <strong>der</strong> Bronzezeit war<br />

neben <strong>der</strong> Beerdigung auch die Verbrennung <strong>der</strong> Leiche üblich, <strong>in</strong> diesem Fall hatten die<br />

Gräber viel kle<strong>in</strong>ere Ausmaße. Alle diese unterschiedlichen Bestattungsarten s<strong>in</strong>d sowohl von<br />

<strong>der</strong> Archäologie als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Literatur</strong> belegt. Die Sagas aber erzählen von <strong>der</strong> Bestattung<br />

<strong>in</strong> Hügelgräbern als Methode <strong>der</strong> Wahl. 128<br />

Die Hügelgräber <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien (dänisch:<br />

Gravhøj, schwedisch: Gravhög) wurden ab dem Endneolithikum bis <strong>in</strong>s 11. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

n.Chr. angelegt. Beim Grabhügel handelte es sich um e<strong>in</strong>en künstlich angelegten Hügel, <strong>der</strong><br />

weitgehend o<strong>der</strong> völlig aus Ste<strong>in</strong>en bestand. Diese Ste<strong>in</strong>e bilden e<strong>in</strong>en Hohlraum, e<strong>in</strong>e<br />

Kammer, <strong>in</strong> den <strong>der</strong> Leichnam gelegt werden konnte. Danach wurden die Ste<strong>in</strong>e mit Holz<br />

abgedeckt und mit Erde zugeschüttet. Der Grabhügel des bösartigen <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong>s Kár <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Grettirs Saga war e<strong>in</strong>e große Kammer, überdacht mit Sparren und von e<strong>in</strong>em Erdhaufen<br />

bedeckt. 129 In <strong>der</strong> Haralds saga Harfagra <strong>in</strong> Snorri Sturlusons „Heimskr<strong>in</strong>gla“ besteht so e<strong>in</strong><br />

Hügel aus Ste<strong>in</strong>en, Mörtel und Holz. Auch wenn es sich <strong>in</strong> den Sagas nicht immer um e<strong>in</strong>en<br />

Grabhügel per se handelt, wird dem Leser doch vermittelt, dass es sich hier um e<strong>in</strong>en Ort für<br />

124 Böldl: Die Saga von den Leuten auf Eyr, S. 169<br />

125 Laxdaela Saga, S. 103<br />

126 Herrmann: Germanische Mythologie, S. 19<br />

127 Ebenda, S. 19<br />

128 Ellis-Davidson: The Road to Hel, S. 10 u. 34<br />

129 Grettirs Saga, S. 36<br />

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