Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

die Toten handelt, wenn ein Fels- oder Steinblock über dem Grab liegt. Untote und Zwerge
sollen unter solchen Steinen wohnen.
Oft wird die Existenz eines Grabhügels von einem hellen Licht, das aus dem Hügel selbst zu
kommen scheint, angezeigt. Dieses Feuer umgibt die Gräber und stellt eine Barriere zwischen
der Welt der Lebenden und der Welt der Toten dar. 130 Grettir beobachtet so ein Feuer am
Grabhügel von Kár.
It happened late one evening, when he was getting ready to go home, that he saw a huge fire burst
forth on the headland below Audun's farm. [...]
“If such a thing were seen in my country,” said Grettir, “it would be said that the flame came from
a buried treasure.” The farmer said, “The owner of this fire, I think, is one whom it is better not to
enquire about.” 131
Grabhügel von Verwandten wurden oft in der Nähe des Wohnhauses der Familie errichtet.
Anglo-Säxische Grenzbücher listen viele Fälle auf, in denen Grabhügel als Grundsteine
benutzt wurden, die die Grenze des Landbesitzes markieren sollten. Traditioneller Weise
musste eine Person, wenn sie Land erben wollte, fähig sein die Namen ihrer Ahnen, die das
Land vor ihr besessen hatten zu nennen und gleichzeitig auch den jeweiligen Grabhügel des
Ahnen identifizieren können. Erst dann war man qualifiziert sein Erbe anzutreten. Das könnte
einer der Gründe gewesen sein, warum die Lage der Grabhügel der verstorbenen Siedler auf
Island so penibel aufgezeichnet wurde. 132
Weiters sind skandinavische draugar mit
bestimmten Landschafsformen in Verbindung zu bringen, insbesondere mit dem „hvammr“,
einem Tal „surrounded by mountains, but open on one side in one direction“ 133 . Der hvammr
stellte den Übergang zwischen Tal und Berg, zwischen Bauernhof und Grabhügel und
zwischen dem Leben und dem Tod dar. Der hvammr lag im Schatten der hohen Berge, bekam
also nur wenig direktes Sonnenlicht ab und zur Zeit der Wintersonnenwende gab es für
mehrere Wochen sogar gar kein Tageslicht. Forsaeludale (altnord. wörtlich übersetzt
„Schattental“), der Ort von Glamrs Heimsuchungen in der Grettirs saga, war so ein Ort. 134
Die Wintermonate und die Feiertage im Winter waren die bevorzugte Zeit für das Auftreten
von übernatürlichen Erscheinungen. Thorodd und seine Scharr Untoter saßen am Lagerfeuer,
„so hielt man es die ganze Julzeit hindurch“, wird in der Eyrbyggja Saga berichtet. 135 Die
Attacken der Untoten begannen im Spätherbst und wurden im Verlauf des Winters immer
intensiver, besonders stark zu spüren war dies zu jener Zeit im Jahr, in der die Nacht am
längsten ist. Die Nacht ist die natürliche Zeit für übernatürliche Phänomene. Der draugr besaß
130 Ellis-Davidson: The Road to Hel, S. 161
131 Grettirs Saga, S. 36
132 Ellis-Davidson: The Road to Hel, S. 36
133 Christiansen: The Dead and the Living, S. 88
134 Grettirs Saga, S. 69
135 Eyrbyggja Saga, S. 123
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