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Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

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unbeschreiblicher Gestank des Körpers se<strong>in</strong>. 53 Dieser Gestank konnte durch die Gase bei <strong>der</strong><br />

Verwesung <strong>der</strong> Leiche entstehen.<br />

Traten bei mehreren Toten gleichzeitig dieselben Merkmale auf, dachte man, das Phänomen<br />

habe sich bereits seuchenartig ausgebreitet. Zur Zeit <strong>der</strong> k.u.k. Monarchie Österreich Ungarn<br />

sprach man von e<strong>in</strong>er Vampirseuche. Große Bekanntheit erlangten die „Vampirberichte“ aus<br />

Ungarn und Serbien. 54 Im Zuge dieser Panik fanden mehrere „Vampir-Prozesse“ gegen<br />

Menschen statt, die aus Angst vor Vampiren Gräber geöffnet und die Leichen dar<strong>in</strong> gepfählt<br />

o<strong>der</strong> geköpft hatten. 55 Im europäischen Volksglauben galten Vampire als Träger und<br />

Verbreiter von Seuchen, wie <strong>der</strong> Pest. Wenn e<strong>in</strong>e Katastrophe wie e<strong>in</strong>e Seuche über ganz<br />

Europa here<strong>in</strong>brach, konnte man sich das nicht erklären und e<strong>in</strong> Sündenbock musste gefunden<br />

werden: unbeliebte Außenseiter wie Juden, Zigeuner, Hexen und Zauberer o<strong>der</strong> eben Untote<br />

wurden für den Ausbruch verantwortlich gemacht.<br />

Die große Pest von 1348/1349 war die erste und größte Epidemie ihrer Art. Sie hatte<br />

verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung <strong>in</strong> ganz Europa und prägte den weiteren<br />

Verlauf <strong>der</strong> europäischen Geschichte. Ihr fiel e<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung Europas<br />

zum Opfer. 56 Bei <strong>der</strong> großen Pest handelte sich um e<strong>in</strong>e Beulenpest, welche Europa von Asien<br />

her erreicht hatte und durch Ratten verbreitet wurde. Im Jahre 1349 gelangte e<strong>in</strong>e, mit Pest<br />

verseuchte, englische Kogge 57 nach Bergen <strong>in</strong> Norwegen. Im Jahr darauf, 1350, erreichte sie<br />

Schweden. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis sich die Pest über ganz Skand<strong>in</strong>avien<br />

verbreitet hatte. Berichte über den „schwarzen Tod“, <strong>der</strong> ganze Dörfer ausradiert haben soll,<br />

f<strong>in</strong>det man überall <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien. Man schätzt, dass <strong>in</strong> Schweden etwa e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong><br />

Bevölkerung dieser Seuche zum Opfer viel. E<strong>in</strong>er Erzählung zufolge überlebten auf Orust,<br />

e<strong>in</strong>er Insel an <strong>der</strong> Westküste Schwedens, nur zwei Menschen den schwarzen Tod.<br />

Von den ersten Anzeichen bis zum Tod dauerte es oft nur drei Tage. Der Krankheitsverlauf<br />

begann mit apfelgroßen Geschwülsten <strong>in</strong> den Leisten und den Armhöhlen, die sich bald<br />

darauf über den ganzen Körper ausbreiteten. Im letzten Stadium entstanden überall große<br />

schwarze Flecken, die sich um die Flohbisse herum bildeten, bevor schließlich <strong>der</strong> Tod e<strong>in</strong>trat<br />

– daher kommt auch die Bezeichnung „schwarzer Tod“ 58 . Hilfe gab es ke<strong>in</strong>e mehr nach e<strong>in</strong>er<br />

53 Meurer: Der dunkle Mythos, S. 35<br />

54 Von denen Vampiren o<strong>der</strong> Menschensaugern, S. 519<br />

55 Ebenda, S. 518<br />

56 Meurer: Der dunkle Mythos, S. 36<br />

57 Hansekogge; Segelschiff <strong>der</strong> Hanse, als Handelsschiff e<strong>in</strong>gesetzt<br />

58 Ruffié: Die Seuchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Menschheit, S. 29<br />

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