Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

Och när som de kommo fram till kyrkogård,
Då började försvinna hans fagergula hår.
[...]
"För hvar och en tår som du fäller på jord,
"Min kista hon blifver så full utaf blod.
Men hvar gång på jorden, du är i hjertat glad;
- Hvem bryter löfven af liljeträd? -
Min kista han blifver så full af rosors blad
- J fröjden eder alla dagar. -
Die dänische als auch die schwedische Ballade verwenden hier dasselbe Bild in einer fast
wortwörtlichen Wiedergabe: Wenn die Trauernde nicht aufhört zu weinen und zu trauern,
wird sich der Sarg des Trauenden mit Blut füllen.
Dieser Umstand spricht für die weite Verbreitung dieser Idee.
Im Unterschied zu der dänischen Ballade endet die Schwedische aber nicht mit dem Tod des
Mädchens, denn der Verstorbene wünscht ihr Glück, auf dass sie in Frieden weiterleben kann.
Wenn die hinterbliebene Braut ihr Leben froh und glücklich verbringt, dann wird auch ihr
Bräutigam in frieden Ruhen können und sein Sarg wird mit Rosen gefüllt sein.
Ein weiteres Motiv, neben dem des aus dem Grab zurückkehrenden Bräutigam, ist die
Rückkehr der toten Mutter zu ihren Kindern. Der Gegenstand des Wiedergängers wird in
einem anderen Balladen-Typ mit dem Motiv der bösen Stiefmutter verknüpft. 233 Die böse
Stiefmutter ist auch ein gängiges Motiv in Märchen, wie beispielsweise in „Aschenputtel“
KHM 21 oder „Brüderchen und Schwesterchen“ KHM 11, der Sammlung der Gebrüder
Grimm. Als Volksballadenmotiv ist die böse Stiefmutter in ganz Skandinavien verbreitet.
„Moderen under Mulde“ 234 (Die Mutter unter der Erde) ist eine dänische Ballade, in der ein
Mann, nach dem Tod seiner ersten Ehefrau, ein zweites Mal heiratet. Die neue Frau kümmert
sich aber nicht um die leiblichen Kinder ihres Mannes. Die vernachlässigten Kinder weinen
nachts nach ihrer Mutter. Diese hört ihr Weinen und möchte zu Hilfe kommen. Gott oder
Jesus Christus erlauben ihr für einen bestimmten Zeitraum, meist jedoch bis zum ersten
Hahnenschrei, wieder auf der Erde zu sein um so ihre Kinder versorgen zu können. Ein
Gespräch mit dem Vater oder der bösen Stiefmutter folgt, in dem sie unter Androhung von
Konsequenzen fordert, man möge sich besser um ihre Kinder kümmern.
Wie bei den verstorbenen Bräutigamen bildet auch in diesem Fall die Liebe das
undurchtrennbare Band zwischen den Lebenden und den Toten. Die Tränen und das Leid
233 Ilieva: Übernatürliche Motive im bulgarischen und im skandinavischen Volkslied, S. 43
234 DGF, DgF 89, S. 470
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