Wiedergänger in der skandinavischen Literatur
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aufgefallen waren. 15 Dazu gehörten vorwiegend Menschen mit Charakterzügen, die sie nicht<br />
beson<strong>der</strong>s leicht umgänglich machen o<strong>der</strong> Personen, die per se schon verdächtig ersche<strong>in</strong>en<br />
und so leicht <strong>in</strong> die Außenseiterrolle rutschen konnten. Hierzu zählten im allgeme<strong>in</strong>en<br />
Menschen, die durch Eigenbrötlerei, Introvertiertheit, Schweigsamkeit, bewusste Abgrenzung<br />
von <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft o<strong>der</strong> aber auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite auch durch Streitsucht, Bösartigkeit,<br />
Neid, Habgier und Geiz negativ auffielen. Wer e<strong>in</strong>mal am Rande <strong>der</strong> Gesellschaft steht, hat<br />
kaum noch die Möglichkeit sich zu rehabilitieren und <strong>in</strong> weiterer Folge wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>geglie<strong>der</strong>t<br />
zu werden. Es kommt zu e<strong>in</strong>er sozialen Stigmatisierung. Der Außenseiter übernahm die Rolle<br />
des Sündenbocks, wenn es ke<strong>in</strong>en Schuldigen gab o<strong>der</strong> es aus irgendwelchen Gründen<br />
unmöglich war diesen anzuklagen. Erschwerend h<strong>in</strong>zu kam noch die Tatsache, dass solche<br />
Außenseiter zum e<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e Fürsprecher hatten und zum an<strong>der</strong>en auch nicht die Möglichkeit<br />
bekamen sich selbst zu verteidigen. Solche Außenseiter fügten sich wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die<br />
Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Lebenden noch <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Toten e<strong>in</strong>.<br />
Die christliche Kirche hat e<strong>in</strong> solches sozial ausgrenzendes Verhalten nur noch geför<strong>der</strong>t, für<br />
sie macht <strong>der</strong> Tatbestand e<strong>in</strong>er Sünde jemandem zum Außenseiter im Gegensatz zu <strong>der</strong><br />
christlichen Geme<strong>in</strong>schaft, <strong>der</strong>en Regeln es <strong>in</strong> Form <strong>der</strong> 10 Gebote zu befolgen gilt. 16<br />
In <strong>der</strong> Ostkirche geht e<strong>in</strong> großer Teil <strong>der</strong> Vorstellungen des Volkes vom Tod und vom<br />
Schicksal <strong>der</strong> Seele nach dem Tod auf vorchristliches Gedankengut zurück und ist bis <strong>in</strong> die<br />
heutige Zeit erhalten geblieben. 17 Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Griechenland und Süd-Slawien gelten<br />
Exkommunizierte als potentielle Untote, nur die Aufhebung <strong>der</strong> Exkommunikation kann<br />
ihnen zur letzten Ruhe verhelfen. Doch nicht nur bei den Slawen, auch bei den Germanen s<strong>in</strong>d<br />
Spuren von <strong>der</strong>artigen <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong>vorstellungen zu f<strong>in</strong>den. In den nordischen Sagen, bei<br />
Angelsachsen, Islän<strong>der</strong>n usw. ist dieses Gedankengut im hohem Maße vertreten. 18 In den<br />
Sagas des germanischen Kulturkreises will sich <strong>der</strong> Verstorbene meist an jemandem rächen<br />
und verfolgt dieses Ziel mit aller Vehemenz und gibt nicht eher auf bis er se<strong>in</strong>e Tat vollbracht<br />
hat. Rache, und die Möglichkeit Rache zu nehmen für den Schaden, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>em selbst zugefügt<br />
wurde, ist <strong>der</strong> häufigste Grund wie<strong>der</strong>zugehen und wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ältesten Ideen, die<br />
den Geschichten von <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong>n zugrunde liegen. 19 Doch dazu mehr im nächsten Kapitel,<br />
welches die <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong> <strong>in</strong> den Isländischen Sagas behandeln wird.<br />
15 Lecouteux: Geschichte <strong>der</strong> Gespenster und <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong>, S. 171<br />
16 Ebenda, S. 172<br />
17 Schurian: Ostkirche, S. 90-91<br />
18 Needon: Der „lebende Leichnam“, S. 156<br />
19 Lecouteux: Geschichte <strong>der</strong> Gespenster und <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong>, S. 173<br />
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