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Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

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3. <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong> <strong>in</strong> den Islän<strong>der</strong>sagas<br />

3.1. Die Entstehung <strong>der</strong> Saga als Gattung<br />

Die isländischen Sagas, o<strong>der</strong> im isländischen Plural „sögur“, stammen durchwegs von<br />

anonymen Verfassern. Hierbei handelt sich aber ke<strong>in</strong>eswegs um Volksdichtung, wie bei den<br />

Sagen im deutschsprachigen Raum, son<strong>der</strong>n um schriftlich festgehaltene Werke. Entwickelt<br />

hat sich die Sagaliteratur aus <strong>der</strong> kont<strong>in</strong>entaleuropäischen Prosa auf Late<strong>in</strong>, wie Viten und<br />

Chroniken, als eigenständige isländische Kunstform. Zu den frühesten Sagas gehören die<br />

Sagas von Heiligen, von Aposteln und die Bischofs-Sagas. Hierbei handelt es sich<br />

überwiegend um Übersetzungen late<strong>in</strong>ischer Werke des 11. und 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Königssagas (Konunga sögur) wurden von 1190 bis 1230 n.Chr. verfasst, dar<strong>in</strong> wird das<br />

Leben <strong>der</strong> norwegischen Könige des 9. bis 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts beschrieben. Die „Heimskr<strong>in</strong>gla“<br />

(anord. Weltkreis), die die gesamte Geschichte des norwegischen Königshauses von <strong>der</strong><br />

mythologischen Urgeschichte an schil<strong>der</strong>t, stammt von Snorri Sturluson. Zusammen mit den<br />

landesgeschichtlichen Sagas fasst man diese Sagaart unter dem Überbegriff <strong>der</strong> historischen<br />

Sagas zusammen. Allerd<strong>in</strong>gs bleibt e<strong>in</strong> Anspruch auf historische Richtigkeit mehr als fraglich,<br />

denn die Autoren mussten auf ältere Quellen zurückgreifen. Die Islän<strong>der</strong>sagas<br />

(Íslend<strong>in</strong>gasögur) s<strong>in</strong>d die bekannteste und literarisch hochwertigste Form von Sagas. Zu<br />

ihnen zählt man etwa 30 Sagas, die hauptsächlich im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t verfasst wurden und<br />

<strong>der</strong>en Autoren nicht bekannt s<strong>in</strong>d. Sie erzählen von den Menschen <strong>der</strong> zweiten Generation<br />

nach dem Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Besiedelung Islands, <strong>der</strong> so genannten Landnahmezeit die von 870 bis<br />

930 n.Chr. dauerte. Tragische Ereignisse o<strong>der</strong> Erlebnisse aus dem Leben <strong>der</strong> Menschen, wie<br />

Streitigkeiten, Fehden, Ächtung und Verbannung, um nur e<strong>in</strong>ige zu nennen, werden sachlich<br />

berichtet.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> bekanntesten Islän<strong>der</strong>sagas ist die „Egils saga“. Sie berichtet zunächst von Egils<br />

Großvater Kveldúlfr und dessen Söhnen Skallagrím und Þórolfr. Der Vater und Skallagrím<br />

wan<strong>der</strong>n nach Island aus, nachdem <strong>der</strong> norwegische König Harald hárfagri Þórolfr zum Tod<br />

verurteilt hatte. Der zweite Teil <strong>der</strong> Saga beschäftigt sich mit Skallagríms Sohn Egil und<br />

dessen Reisen, unter an<strong>der</strong>em an den englischen Hof, wo er zu großen Ehren kommt und auch<br />

Egil zieht die Missgunst des norwegischen Königs auf sich. Bei Snorri Sturluson könnte es<br />

sich um den Verfasser <strong>der</strong> Egils saga handeln.<br />

Die umfangreichste Islän<strong>der</strong>saga ist die Njáls saga und das nicht zuletzt wegen <strong>der</strong> etwa 600<br />

erwähnten Personennamen. Diese Saga beschreibt die Fehde zwischen zwei Familien, die<br />

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