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Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

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musste <strong>der</strong> Diakon <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Grab zurückkehren und die Erde schloss sich über ihm. Das Läuten<br />

hatte die Bewohner von Myrká geweckt und dort bekam Gudrún auch e<strong>in</strong> Bett für die Nacht.<br />

Gudrún konnte nicht mehr alle<strong>in</strong>gelassen werden, denn <strong>in</strong> den nächsten zwei Wochen<br />

erschien <strong>der</strong> Diakon jede Nacht um Gudrún zu entführen. Als nichts mehr half wurde e<strong>in</strong><br />

zauberkundiger Mann aus dem Norden geholt, <strong>der</strong> den <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong> mit Zaubersprüchen<br />

unter e<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong> bannen konnte.<br />

In e<strong>in</strong>er deutschen Übersetzung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Märchensammlung f<strong>in</strong>det man dieses<br />

Märchens unter dem Titel „Garun, Garun, fahl ist mir <strong>der</strong> Schädel“ 256 . In diesem Märchen<br />

heißt <strong>der</strong> <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong> Sigurd und ist wie Gudrun Knecht auf e<strong>in</strong>em Hof, <strong>der</strong> jedoch<br />

ungenannt bleibt. Sigurd hatte sich <strong>in</strong> Gudrun verliebt und wollte sie heiraten doch sie hatte<br />

ke<strong>in</strong> Interesse. An e<strong>in</strong>em Weihnachtsabend ritten sie zusammen auf e<strong>in</strong>em Pferd des Bauern<br />

zur Kirche. Sigurd versprach Gudrun: „Wir werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr am Weihnachtsabend<br />

zusammen reiten, ob du willst o<strong>der</strong> nicht.“ Noch im selben W<strong>in</strong>ter verstarb Sigurd nach e<strong>in</strong>er<br />

Krankheit. Er wurde zur Kirche gebracht und begraben.<br />

E<strong>in</strong> Jahr später g<strong>in</strong>gen die Bauersleute ohne Gudrun zum Weihnachtskirchgang. Gudrun<br />

wollte zuhause bleiben und legte sich e<strong>in</strong>en Mantel über die Schultern. Gudrun liest etwas, als<br />

sie plötzlich jemanden an die Tür klopfen hört. Sie nimmt das Licht <strong>in</strong> die Hand und geht zur<br />

Tür. Da sieht sie e<strong>in</strong> Gespenst <strong>in</strong> Menschengestalt draußen stehen und e<strong>in</strong> Pferd mit Reitzeug,<br />

und sie merkt, dass es sich um das Reitpferd des Pfarrers handelt.<br />

Als sie e<strong>in</strong>e Weile geritten waren, sprach er: "Garun, Garun, fahl ist mir <strong>der</strong> Schädel."<br />

Sie antwortet: "Sei still, armer Kerl, und reite weiter."<br />

Bei <strong>der</strong> Kirche angekommen, sprach er:<br />

Warte, warte, Garun, Garun,<br />

bis ich br<strong>in</strong>ge Faxi, Faxi<br />

ostwärts vor das Gatter, Gatter.<br />

Gudrun läuft von ihm weg, doch er packt sie, bekommt aber nur ihren Mantel zu fassen.<br />

Gudrun kann <strong>in</strong> die Kirche entkommen, fällt h<strong>in</strong> und wird bewusstlos. Die Leute, die gerade<br />

im Gottesdienst sitzen, eilen ihr zu Hilfe und sie berichtete was gesehen war.<br />

Da g<strong>in</strong>g man zum Pferdestall, um nach des Pfarrers Pferd zu sehen. Man fand es tot, und alle<br />

Knochen waren ihm gebrochen, und die Haut war vom Rücken weggerissen. Vor <strong>der</strong> Kirchentür<br />

fanden die Leute noch Reste von dem Mantel; er war ganz <strong>in</strong> Stücke gerissen, und die Fetzen<br />

waren weitum verstreut.<br />

Sigurd wurde noch e<strong>in</strong>mal bestattet, damit hatte diese Geisterersche<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong> Ende.<br />

256 Garun, Garun, fahl ist mir <strong>der</strong> Schädel. Nr. 35, S. 182-183.<br />

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