Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

Alle diese Bestattungsriten sollten das Wiederkehren des Toten verhindern und wurden
durchaus auch in Kombination ausgeführt. Einen Toten an sein Grab zu binden, indem man
ihn mit einem Pfahl ins Grab „nagelt”, war eine übliche Vorgehensweise wenn man es mit
einem Vampir zu tun zu haben glaubte. Der Glaube an Wiedergänger vermischt sich insoweit
mit dem Glauben an Vampire, als dass beide Untote sind, die ihr Grab verlassen. Doch im
Gegensatz zu Vampiren wird bei Wiedergängern die Art und Weise, wie sie ihr untotes Leben
erhalten können, kaum thematisiert. Denn Wiedergänger sind keine Bluttrinker, eher sind sie
Kannibalen, die ihre Opfer verschlingen oder sie fressen ihr Totengewand, ihr Leichentuch
oder sich selbst an.
2.4. Arten von Wiedergängern
In der Regel findet eine Unterscheidung zwischen echten und unechten Wiedergängern statt.
Die echten Wiedergänger gliedern sich, je nach ihrer Erscheinungsart, wiederum in zwei
Gruppen: Entweder sie erscheinen im Traum oder Real. 32 Zu den echten Wiedergängern zählt
man Gespenster, Geister und andere ätherische Wesen wie „Weiße Frauen“, Geisterreiter oder
kopflose Gespenster und kopflose Reiter. Als unechte oder falsche Wiedergänger bezeichnet
man im Gegensatz dazu Leichnahme, die sich unfreiwillig noch bewegen. Auch hier gibt es
wieder zwei Gruppen. Man unterscheidet zum einen zwischen Verstorbenen, die unmittelbar
nach ihrem eigenen Tod von sich hören lassen. Dabei handelt es sich dann um Tote, die meist
nur auf ihr eigenes Ableben hinweisen wollen. Dies geschieht noch vor der Bestattung. Die
zweite Gruppe umfasst all jene, deren Grabruhe gestört wird und die sich daraufhin zur Wehr
setzen. Diese zeigen eigentlich keine Absicht wiederzugehen, sie sind mehr oder weniger
dazu gezwungen. 33
Nachzehrer handelt es sich um eine besondere Form der Wiedergänger. Sie beginnen im Grab
ihr Leichengewand zu verspeisen oder sich sogar an ihrem eigenen Körper zu vergreifen. Sie
ziehen so durch rein sympathische Wirkung ihre Opfer nach und bringen ihren nächsten
Verwandten den Tod. Daher kann auch ein Gegenstand, der einem Lebenden gehört und ins
Grab mitgegeben wurde oder aus Versehen dorthin gelangt ist, den Tod des Besitzers nach
sich ziehen. Nachzehrer wurden demnach oft beschuldigt ihre Angehörigen bald
„nachzuholen“ und Seuchen zu verbreiten. Ihre Schmatzgeräusche, wie die von Schweinen,
32 Lecouteux, Geschichte der Gespenster und Wiedergänger, S. 112
33 Ebenda, S. 81
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