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Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

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wissenschaftlich vorgehen wollte. Se<strong>in</strong>e Texte s<strong>in</strong>d vielmehr e<strong>in</strong> Zeugnis von se<strong>in</strong>er<br />

persönlich gefärbten Geschichtsauffassung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> er Ereignisse als das E<strong>in</strong>wirken Gottes<br />

begreift; Angst vor Strafe und Verdammnis, Glaube an Vorzeichen, Visionen und<br />

Ersche<strong>in</strong>ungen, wie im Fall <strong>der</strong> Erzählungen über <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong>. Se<strong>in</strong>e Chronik fand zu<br />

se<strong>in</strong>er Zeit ke<strong>in</strong>e allzu weite Verbreitung. Thietmar von Merseburg versuchte mit se<strong>in</strong>en<br />

Erzählungen über Geisterersche<strong>in</strong>ungen und <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong> weniger die Angst im Leser zu<br />

schüren, als vielmehr zu beweisen, dass es e<strong>in</strong> Leben nach dem Tod gäbe. Er selbst sagte,<br />

dass er diese Ereignisse aus folgendem Grund nie<strong>der</strong>schrieb: „Damit ke<strong>in</strong> Christgläubiger<br />

mehr an <strong>der</strong> künftigen Auferstehung <strong>der</strong> Toten zweifle“ 87 . Dafür br<strong>in</strong>gt er e<strong>in</strong>ige Beispiele <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Chronik 88 , die er entwe<strong>der</strong> selbst beobachtet o<strong>der</strong> für die er „glaubhafte Zeugen“ 89 und<br />

„zuverlässige Kunde“ 90 hatte. Er beschreibt das Ersche<strong>in</strong>en von kürzlich Verstorbenen <strong>in</strong><br />

Kirchen o<strong>der</strong> auf Friedhöfen. Diese Ersche<strong>in</strong>ungen wurden als Vorzeichen e<strong>in</strong>es künftigen<br />

Todes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie o<strong>der</strong> näheren Umgebung gedeutet.<br />

Auch an<strong>der</strong>e Autoren g<strong>in</strong>gen bei <strong>der</strong> Überlieferung solcher Berichte wie Thietmar von<br />

Merseburg vor. Die Abbil<strong>der</strong> die sie vom Jenseits lieferten sollten vor allem „die Neugier<br />

o<strong>der</strong> die Furcht vor <strong>der</strong> Ungewissheit <strong>der</strong> „an<strong>der</strong>en“ Welt bewältigen helfen“ 91 . Dies wurde<br />

als objektive Vermittlung von sicherem Wissen verstanden, e<strong>in</strong> Beweiß sozusagen für das<br />

Heilsversprechen des Christentums und die Unsterblichkeit <strong>der</strong> Seele.<br />

87 Thietmar von Merseburg, Chronik I 9-11, S. 15<br />

88 Ebenda, S. 14-19<br />

89 Ebenda, S. 17<br />

90 Ebenda, S. 15<br />

91 Tersch: Unruhe im Weltbild, S. 78<br />

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