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Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

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5.5. Die Romantik <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien<br />

Der Begriff „Romantik“ gilt als allgeme<strong>in</strong>er Überbegriff <strong>der</strong> Epoche vom Ende des 18.- bis<br />

<strong>in</strong>s 19. Jahrhun<strong>der</strong>t. Die europäische Romantik lässt sich <strong>in</strong> zahlreiche unterschiedliche<br />

Strömungen unterteilen doch die Wurzeln dieser Entwicklung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong> Deutschland<br />

auszumachen. Da die Romantik <strong>in</strong> nahezu allen europäischen Län<strong>der</strong>n E<strong>in</strong>zug hielt, kam es<br />

e<strong>in</strong>erseits zu e<strong>in</strong>er so genannte Nationale Romantik, an<strong>der</strong>erseits fand e<strong>in</strong>e, von Staat zu Staat<br />

durchaus unterschiedlich Gewichtung <strong>der</strong> romantischen Themen und Motive statt.<br />

Der Begriff Romantik wurde sozusagen, e<strong>in</strong>er neuen, fremden literarischen Gattung von<br />

außen aufgestülpt. Die Gegner dieser Bewegung wollten das Phantastische, Realitätsfremde<br />

und Extravagante dieser Strömung, was ihn ihren Augen negativ konnotiert war,<br />

herausstreichen, um damit e<strong>in</strong>e Abgrenzung zur Klassik bilden zu können. Für die Autoren<br />

<strong>der</strong> Romantik hatte e<strong>in</strong>e solche Abgrenzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis jedoch nie bestanden. 221<br />

Dieser Umstand stellt sich <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien nicht an<strong>der</strong>s dar. Deshalb kann man auch hier<br />

nicht von e<strong>in</strong>er gesamt-skand<strong>in</strong>avischen Romantik als e<strong>in</strong>heitliche Strömung sprechen,<br />

son<strong>der</strong>n nur von <strong>der</strong> „Romantik <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien“, besser noch, von <strong>der</strong> „Romantik <strong>in</strong><br />

Schweden“, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> „Romantik <strong>in</strong> Dänemark“, um es noch präziser auszudrücken.<br />

Gleichzeitig mit <strong>der</strong> Romantik entwickelte sich <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien auch <strong>der</strong> Realismus. Genau<br />

wie bei <strong>der</strong> Romantik, lässt sich auch <strong>der</strong> <strong>der</strong> literarische Realismus nicht als E<strong>in</strong>heit<br />

begreifen. Vielmehr gelten Romantik und Realismus als <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verschränkte, auf den<br />

Zeitraum 1800 bis 1870 begrenzte Epochen.<br />

In <strong>der</strong> Epoche <strong>der</strong> Romantik s<strong>in</strong>d die beiden Begriffe „Gefühl und Individualität“ von<br />

elementarer Bedeutung. Die deutschen Romantiker <strong>in</strong>teressierten sich für die Frühzeit <strong>der</strong><br />

Menschen und ihrer Nation, was zu e<strong>in</strong>er gänzlich neuen Art von Nationalismus führte, <strong>der</strong><br />

sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Musik nie<strong>der</strong>schlug. Am Ende dieser Entwicklung, also <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts, führte diese musikalische Interpretation e<strong>in</strong>er Nation <strong>in</strong> die Entstehung von<br />

Nationalhymnen.<br />

Die deutschen Romantiker verherrlichten das Mittelalter und versuchten <strong>in</strong> Märchen, Sagen,<br />

Volkslie<strong>der</strong>n und im Mystizismus den Kontakt zu dieser Zeit wie<strong>der</strong> aufzunehmen. Im Zuge<br />

dieser Idee entstanden auch die ersten Sammlungen <strong>der</strong> vorher nur mündlichen<br />

Volksüberlieferung. Die Brü<strong>der</strong> Grimm sammelten Sagen und Märchen und Clemens<br />

Brentano sowie Achim von Arnim veröffentlichten unter dem Titel „Des Knaben<br />

Wun<strong>der</strong>horn“ Texte von Volkslie<strong>der</strong>n. Auch wenn jede Sammlung gleichzeitig e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>griff<br />

221 Grundzüge <strong>der</strong> neueren skand<strong>in</strong>avischen <strong>Literatur</strong>en, S. 86<br />

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