Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

2.5. Der Vampir
Eine weitere Sonderform des Wiedergängers ist der Vampir. Diese Untoten ernähren sich
vom Blut der Lebenden. Die klassische Art ihren zweiten Tod herbeizuführen, ist köpfen und
der Pflock durchs Herz. 50 Der eigentliche Vampirglaube ist in Skandinavien und in den
deutschsprachigen Gebieten relativ selten vertreten, der osteuropäische Bereich scheint eine
zentralere Rolle eingenommen zu haben. 51
Nachfolgend werden die spezifischen Anzeichen für die Präsenz von Vampiren ausführlich
behandelt. Bei aufgebahrten oder exhumierten Leichen sind die Augen und/oder der Mund
geöffnet. Die Gesichtsfarbe ist rosig, der Körper aufgequollen, Haare und Fingernägel sind
post mortem noch weiter gewachsen. Durch diese Merkmale macht ein Vampir auch im Tod
einen sehr „lebendigen“, gesunden Endruck. Dieser Zustand könnte einem Vampir durch die
Aufnahme von menschlichem Blut erhalten bleiben. Blut am oder im Mund und im Körper
respektive im Sarg galt als ein weiteres Zeichen eines Vampirs. Der Vorstellung der
Menschen zufolge sollte ein Vampir mit offenen Augen in seinem Grab schlafen und es
vorzugsweise bei zunehmendem Mond verlassen. Ein Vampir hat kein Spiegelbild und kann
keine Nahrung zu sich nehmen. 52 Weitere untrügliche Anzeichen am toten menschlichen
Körper sind lange, spitze Zähne und Fingernägel. Die Leichenstarre tritt nicht ein, alle
Gliedmaßen bleiben demnach beweglich. Dazu kommt das fehlende Einsetzen der
organischen Verwesung.
Einige dieser Erscheinungen sind jedoch logisch zu erklären, wie die Zerstörung der Gräber
durch Grabräuber, die den Eindruck hinterlassen, der Tote selbst hätte sich am Grab zu
schaffen gemacht. Wieder andere Erscheinungen unterliegen einfach nur dem Zufall wie die
Reaktion der Tiere in Gegenwart von Untoten. Als Zeichen für ein Vampirgrab hielten die
Menschen scheuende Pferde. Natürliche Erscheinungen, ausgelöst durch Wetterphänomene
wie Nebel, haben dennoch Angst und Schrecken bei den Menschen ausgelöst. Eine Erklärung,
für Geräusche aus Gräbern konnten, wenn auch glücklicherweise selten vorgekommene,
Lebendbestattungen darstellen. Weiters entstehen auch Geräusche bei der Verwesung von
Leichen. Fäulnisflüssigkeiten und –gase können beim Austreten aus dem Mund ein
blubberndes Geräusch erzeugen. Ein weiters Zeichen für einen Vampir soll ein
50 Handbuch des Aberglaubens.
51 Lecouteux, Geschichte der Gespenster und Wiedergänger, S. 197-199
52 Von denen Vampiren oder Menschensaugern S. 525
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