Wiedergänger in der skandinavischen Literatur
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dass <strong>der</strong> Blick e<strong>in</strong>es Toten töten könne. E<strong>in</strong> weiteres Mittel zur Irritation des Toten war, ihn<br />
an Händen und Füssen zu fesseln, ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Netz o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Teppich zu wickeln. Der Tote<br />
musste erst alle Knoten des Netzes auflösen, bevor er aufstehen konnte. Weiters konnte man<br />
den Untoten ablenken, <strong>in</strong> dem man Ste<strong>in</strong>chen, Sand, Getreidekörner o<strong>der</strong> Ähnliches um se<strong>in</strong><br />
Grab streut, denn er musste jedes Körnchen e<strong>in</strong>zeln aufsammeln und hatte so ke<strong>in</strong>e Zeit<br />
Schaden anzurichten. 29 Schwere Ste<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>haufen deckten zudem die Grabstätte<br />
zuverlässig ab.<br />
In alten Gräbern f<strong>in</strong>den sich noch heute Leichen, die gefesselt, denen die Sehnen durchtrennt,<br />
die Gliedmaßen zertrümmert o<strong>der</strong> abgeschnitten und über Kreuz auf die Brust gelegt o<strong>der</strong> die<br />
<strong>in</strong>s Herz gepfählt wurden. Diese ungewöhnlichen Bestattungsarten s<strong>in</strong>d nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
mündlichen und schriftlichen Überlieferung erhalten geblieben, son<strong>der</strong>n durchaus auch<br />
archäologisch belegt. E<strong>in</strong> Grabfund aus <strong>der</strong> Merow<strong>in</strong>gerzeit (5.-7. Jahrhun<strong>der</strong>t n.Chr.) wies<br />
Skelette mit durchbohrten Schädeln auf. E<strong>in</strong> karol<strong>in</strong>gischer Schreiber berichtete von dem<br />
Ritual <strong>der</strong> Durchbohrung <strong>der</strong> Totenschädel um e<strong>in</strong>en möglichen Spuk zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. 30<br />
Die Methoden, um <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong> unschädlich zu machen, die ihr Grab bereits verlassen<br />
haben, s<strong>in</strong>d ebenso zahl- wie auch e<strong>in</strong>fallsreich. Zum e<strong>in</strong>en zählen das Pfählen, Enthaupten<br />
und Verbrennen zu den klassischen und überregional praktizierten Methoden, die <strong>in</strong><br />
Komb<strong>in</strong>ation angewendet als beson<strong>der</strong>s wirksam galten. Pfähle erschienen im christlichen<br />
Kulturkreis als noch effektiver, wenn sie aus dem gleichen Holz wie das Kreuz Jesu Christi<br />
hergestellt wurden. Allerd<strong>in</strong>gs ist das Pfählen als Tötungsart orientalischen Ursprungs. 31<br />
Anstelle des Pfählens mit e<strong>in</strong>em Pflock konnte das Herz auch mit e<strong>in</strong>em Dolch o<strong>der</strong> Schwert<br />
durchbohrt werden. Auch hier galten Waffen, die vorher geweiht wurden o<strong>der</strong> <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er<br />
Beziehung zum Träger o<strong>der</strong> dem Toten standen, als noch wirksamer. Die Bestrahlung von<br />
Untoten durch Sonnenlicht funktioniert nur im Falle von Vampiren und führt <strong>in</strong> den meisten<br />
Fällen zum totalen Verbrennen. <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong> s<strong>in</strong>d, im Gegensatz dazu, gegen Tageslicht<br />
unempf<strong>in</strong>dlich. Wobei festgehalten werden muss, dass sie, wie bereits erwähnt, tagsüber meist<br />
schwächer und träger s<strong>in</strong>d als bei Nacht.<br />
29 Lecouteux: Geschichte <strong>der</strong> Gespenster und <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong>, S. 180-182<br />
30 Ebenda, S. 28<br />
31 Meurer: Der dunkle Mythos, S. 96<br />
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