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Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

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5. <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Volksballade<br />

5.1. Die Ballade als Gattung<br />

Die wichtigste Lie<strong>der</strong>gattung des Mittelalters <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien ist die anonym verfasste und<br />

mündlich überlieferte „Volksballade“. Das Wort „Ballade“ hat se<strong>in</strong>en Ursprung vermutlich im<br />

italienischen Wort „ballare“ (dt. tanzen) und bedeutet also soviel wie „Tanzlied“, auch wenn<br />

die spätere europäische Ballade diese Abstammung nicht mehr verrät. 188 Von Nordfrankreich<br />

aus gelangte e<strong>in</strong>e spätere Form <strong>der</strong> „Ballade“ nach England, Schottland und Skand<strong>in</strong>avien und<br />

von dort aus nach Deutschland. In Skand<strong>in</strong>avien hat sich diese Tradition ab dem 13.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t nach französischen Vorbil<strong>der</strong>n geformt, zeigt aber auch Ähnlichkeiten mit <strong>der</strong><br />

englischen Volksballade. 189 Das deutsche Wort „Ballade“ stammt vom englischen „ballad“ ab<br />

und bezeichnet seit dem letzten Drittel des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts, e<strong>in</strong>e volkstümliche Erzählung <strong>in</strong><br />

Liedform. 190 Da sich deutsche Balladendichter vornehmlich an englischen und schottischen<br />

„ballads“ orientierten, dienten ihnen die Gedichte aus <strong>der</strong> Sammlung „Reliques of Ancient<br />

English Poetry“ als Vorbild, die sie als Balladen bezeichneten. Gesammelt wurden diese<br />

Gedichte von Thomas Percy, <strong>der</strong> sie im Jahr 1765 veröffentlichte. Erzählende Volkslie<strong>der</strong> aus<br />

<strong>der</strong> deutschsprachigen Überlieferung wurden rückwirkend als Balladen bezeichnet. Dass es<br />

neben dem Begriff „Ballade“ auch an<strong>der</strong>e Bezeichnungen wie „Romanze“, „Volkslied“ o<strong>der</strong><br />

„Erzählung“ gab, erschwert die Balladenforschung. Meist wurden diese Begriffe als Synonym<br />

füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verwendet. E<strong>in</strong>zig und alle<strong>in</strong> <strong>der</strong> Inhalt erlaubt e<strong>in</strong>e adäquate Unterscheidung<br />

zwischen Balladen und Romanzen. Die Ballade gilt als „nordisch-dunkel“ und „ernst“, die<br />

Romanze dagegen als „komisch“ und „südlich-hell“ 191 . Im Vergleich zur deutschen Ballade<br />

hat die skand<strong>in</strong>avische Ballade epischen Charakter und weißt an<strong>der</strong>e formale und stilistische<br />

Merkmale auf. Die größte Geme<strong>in</strong>samkeit f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlichen Motiven und Themen,<br />

beson<strong>der</strong>s im Bereich <strong>der</strong> „lyrischen Liebeslie<strong>der</strong>“. 192<br />

Viele deutsche erzählende Volkslie<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> nordische Sprachen übersetzt worden und auch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> nordischen Volksüberlieferung lebendig geblieben. 193<br />

188 Schweikle: Germanisch - deutsche Sprachgeschichte im Überblick, S. 37<br />

189 Jonsson: Ältere deutsche Lie<strong>der</strong> <strong>in</strong> schwedischer Überlieferung, S. 45<br />

190 Schweikle: Germanisch - deutsche Sprachgeschichte im Überblick, S. 37<br />

191 Weißert: Ballade, S. 2f<br />

192 Jonsson: Ältere deutsche Lie<strong>der</strong> <strong>in</strong> schwedischer Überlieferung, S. 45<br />

193 Ebenda, S. 46<br />

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