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Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

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Im ungarischen Märchen „Der tote Bräutigam“ 258 bekommt e<strong>in</strong> Mädchen, <strong>der</strong>en Bräutigam<br />

verstorben ist, Hilfe von e<strong>in</strong>er alten Frau, die ihr folgendes rät:<br />

"Am Abend um halb elf geh schön <strong>in</strong> den Friedhof. Mit de<strong>in</strong>en Händen sollst du e<strong>in</strong> Grab<br />

aufwühlen. Und du sollst e<strong>in</strong>en Schädel herausnehmen. Dann sollst du den", sagt sie, "<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Topf h<strong>in</strong>stellen. Und das kochst du solange, solange de<strong>in</strong> Bräutigam nicht kommt."<br />

Der Bräutigam kommt um sie abzuholen.<br />

Als sie den Friedhof erreichten, sagte er zu ihr: "Fürchtest du dich nicht, me<strong>in</strong>e Teure?"<br />

"Ne<strong>in</strong>. Weil mit mir s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> gute Gott und du."<br />

Dieser Dialog wie<strong>der</strong>holt sich.<br />

Am Friedhof öffnet sich e<strong>in</strong> Grab und <strong>der</strong> Bräutigam verlangt, dass das Mädchen mit ihm<br />

h<strong>in</strong>unter geht, doch sie hält ihn h<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem sie ihn vorgehen lässt und ihm immer nur e<strong>in</strong> Stück<br />

ihrer Kleidung reicht. Dann läuft sie davon und kommt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Hütte <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e aufgebahrte<br />

Leiche liegt. Dreimal ruft <strong>der</strong> tote Bräutigam <strong>in</strong> diese Hütte h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>:<br />

"Du, Toter, gib diese Lebende heraus! Denn dem Lebenden ist <strong>der</strong> Lebende Freund, dem Toten<br />

<strong>der</strong> Tote!"<br />

Das Mädchen sagt zu ihm: "Liege im Namen Jesu und Maria. Dir tut niemand etwas."<br />

Dann rief er mit Feuer und Eisen zu dem Mädchen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>: "Es ist de<strong>in</strong> Glück, dass du e<strong>in</strong><br />

grösserer Teufel warst als ich. Denn wenn du sieben Seelen gehabt hättest, ich hätte alle sieben<br />

zerrissen!"<br />

Auch bei den Gebrü<strong>der</strong>n Grimm f<strong>in</strong>den sich Erzählungen über tote Bräutigame, wie <strong>in</strong> den<br />

„Deutschen Sagen“ Nummer 308 „Der tote Bräutigam“ 259 . Hier hatte e<strong>in</strong>e Nixe e<strong>in</strong>en<br />

Ertrunkenen entführt, den sie erst wie<strong>der</strong> freilassen würde, wenn sich se<strong>in</strong>e Braut für ihn<br />

opfere. Man zog e<strong>in</strong>en Zauberer h<strong>in</strong>zu, danach fand man den Bräutigam tot am Ufer liegen,<br />

mit blauen Flecken übersäht.<br />

In e<strong>in</strong>em weiteren Märchen <strong>der</strong> Gebrü<strong>der</strong> Grimm konnte e<strong>in</strong> Bräutigam, <strong>der</strong> im Wasser ums<br />

Leben gekommen war, nicht gefunden werden. Deshalb ließ ihn e<strong>in</strong> Zauberer dreimal aus<br />

dem Wasser hochspr<strong>in</strong>gen.<br />

258 Der tote Bräutigam. Nr. 14. In: Karoly Gaal: Die Volksmärchen <strong>der</strong> Magyaren im südlichen Burgenland.<br />

259 Der Tote Bräutigam. Nr. 308. In: Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen, S. 293-294<br />

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