Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

Im Isländischen Volksglauben findet man das Phänomen des Unheilmonds. In der
Sagaliteratur wird diese Erscheinung nur in der Eyrbygga Saga erwähnt. 180 Das Mondlicht gilt
in der archaischen Vorstellungswelt der Germanen als feindlich gegenüber den Lebenden. Der
Mond stellt in diesem Zusammenhang die Sonne der Toten dar. Im Zwielicht sieht man
manchmal einen Lichtstrahl auf blanke Knochen fallen oder den Mondschein, der sich in den
Augen des draugrs spiegelt, was den Schrecken der Begegnung noch intensiviert.
In den Sagas ist die Bedrohung durch Untote real. Sie erfüllt nicht die literarische Funktion
als böse Widersacher oder gute Helfer wie in Märchen. Vielmehr wird das Auftreten von
draugr als reale Geschehnisse berichtet und auch so betrachtet. Nach Ernst Havekost ist dieses
Phänomen von großer Bedeutung für die Ausbildung des Vampirmythos. Havekost weist
auch nach, dass die Gestalt des Wiedergängers nicht auf einen bestimmten Sagadichter
zurückgeht, also die literarische Ausgeburt einer Einzelnen Person ist, sondern aus dem
Volksglauben erwachsen ist. 181
180 Böldl: Die Saga von den Leuten auf Eyr, S. 120
181 Havekost: Die Vampirsage in England, S. 29
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