Wiedergänger in der skandinavischen Literatur
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dass we<strong>der</strong> Kleidung noch das Leichentuch se<strong>in</strong>en Mund berühren. Denn das könnte dazu<br />
führen, dass er Grab beg<strong>in</strong>nen würde dieses aufzufressen. Man vermutete auch, dass all jene<br />
Menschen zu so genannten Nachzehrern werden würden, <strong>der</strong>en Namen man aus ihrem<br />
Totenhemd herausgetrennt hatte.<br />
Die notwendigen Mittel um sich vor <strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong>n zu schützen besitzt vor allem die<br />
christliche Kirche. Die meisten Abwehrmittel s<strong>in</strong>d demnach religiösen Ursprungs. Jedoch<br />
hängt ihre Wirkung vom persönlichen Glauben des Gebrauchenden, wie auch dem des<br />
<strong>Wie<strong>der</strong>gänger</strong>s ab. Objekte wie Kreuze, geweihte Hostien und Gebetsbücher konnten e<strong>in</strong>zig<br />
und alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrem religiösen Kontext verwendet werden. Mit Hilfe von Kreuzen und<br />
Kruzifixen können Untote <strong>in</strong> die Flucht geschlagen o<strong>der</strong> ihre Gräber und Zufluchtsorte<br />
unbrauchbar gemacht werden. Ikonen haben im E<strong>in</strong>flussbereich <strong>der</strong> griechisch- und russischorthodoxen<br />
Kirche dieselbe Wirkung wie Kreuze und Kruzifixe für die christliche Kirche.<br />
Als e<strong>in</strong> außerordentlich wirksames Mittel gegen Untote galten geweihte Hostien. Auch damit<br />
konnten ihre Wohnstätten unbrauchbar gemacht werden. In den Sarg o<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Grab<br />
gegossenes Weihwasser machte diese Zufluchtsorte unbenutzbar. Weihwasser schützte gegen<br />
das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen wenn Fenster und Türen e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Schwelle besprenkelt wurden. E<strong>in</strong><br />
weiteres starkes Abwehrmittel gegen Untote, Hexen und Dämonen ist Weihrauch. Da sich<br />
e<strong>in</strong>ige Untote vor Feuer fürchten, stellten speziell geweihte Kerzen e<strong>in</strong>e wirksame<br />
Abschreckung dar. Das Läuten von Glocken vertreibt plagende Untote aller Art, denn es ist<br />
das Signal, dass ihre Zeit umherzugehen abgelaufen ist. Knoblauchgirlanden vor Fenster und<br />
Türen, aufgefädelte Knoblauchzehen um den Hals getragen o<strong>der</strong> auch Knoblauchsaft waren<br />
bewehrte Mittel gegen die Angriffe von Untoten. Im Allgeme<strong>in</strong>en ist Knoblauch die wohl<br />
bekannteste Waffe gegen Vampire und Dämonen. Speziell durch se<strong>in</strong>e apotropäische<br />
Wirkung ist er <strong>in</strong> vielen Kulturen gebräuchlich. Alles was vor Krankheiten schützt, wurde als<br />
„Weiße Magie“ betrachtet, also, so dachte man, könne Knoblauch auch gegen die Mächte <strong>der</strong><br />
F<strong>in</strong>sternis wirken. Wegen se<strong>in</strong>es unangenehm scharfen und beißenden Geruchs stand<br />
Knoblauch <strong>in</strong> dem Verdacht böse Geister abwehren zu können. Fischernetze konnten wie<br />
Knoblauch vor Fenster und Türen gehängt o<strong>der</strong> verdächtigen Verstorbenen mit <strong>in</strong>s Grab<br />
gegeben werden. Der Grund dafür war <strong>der</strong> Glaube daran, dass <strong>der</strong> Tote jedes Jahr nur e<strong>in</strong>en<br />
Knoten lösen und somit so lange im Grab aufgehalten wurde, bis das Fischernetz zur Gänze<br />
aufgetrennt war. Samenkörner haben e<strong>in</strong>e ähnliche Wirkung wie Fischernetze. Der Untote<br />
musste jedes Körnchen e<strong>in</strong>zeln auflesen und zählen. In <strong>der</strong> Regel wurden Flachs-, Mohn-,<br />
Möhren- o<strong>der</strong> Senfsamen, aber auch Hafer- o<strong>der</strong> Hirsekörner rund um Gräber, Häuser und<br />
Ställe gestreut. Auch <strong>in</strong> diesem Fall glaubte davon, dass <strong>der</strong> Tote jedes Jahr nur e<strong>in</strong> Körnchen<br />
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