Wiedergänger in der skandinavischen Literatur

der Eyrbyggja Saga aufgeführt, nachdem Thorolf in seinem Hochsitz sitzend, von seiner
Familie tot aufgefunden wurde.
Arnkel ritt da nach Hvamm hinauf und ein paar von seinen Hausleuten mit ihm, und als sie nach
Hvamm kamen, überzeugte sich Arnkel davon, dass sein Vater tot war und auf dem Hochsitz saß;
alle Leute aber waren änstlich, denn sein Tod erschien ihnen unheimlich. Arnkel ging nun in den
Küchenraum hinein, hinter dem Hochsitz entlang, so daß er Thorolf im Rücken hatte. Er warnte
alle davor, von vorn an ihn heranzutreten, solange ihm nicht die Leichenhilfe erwiesen war. Dann
fasste Arnkel Thorolf an den Schultern, und nur mit äußerster Anstrengung brachte er ihn von
seinem Sitz herunter. Dann wand er ein Kleidungsstück um Thorolfs Kopf und richtete ihn her,
wie es der Brauch war. Darauf ließ er hinter ihm die Hauswand durchbrechen und ihn da
hinausziehen. […] Sie begruben Thorolf und schichteten große Steine darüber. 145
Bei der so genannten „Leichenhilfe“ handelt es sich um den letzten Dienst, den man dem
Verstorbenen unbedingt erweisen muss. Augen, Mund und Nasenlöcher mussten demnach
geschlossen werden. 146 Wegen der Bösartigkeit Thorolfs war es besonders wichtig sich vor
dem Bösen Blick zu schützen. Beim Bösen Blick handelt es sich um einen Schadenszauber,
der zur Verfluchung des Betroffenen führt. In Thorolfs Fall blieben all diese
Vorsichtsmaßnahmen leider wirkungslos. Die Vorgehensweise Arnkels ähnelt der von Egil
gegenüber seinem Vater in der Egils Saga. Auch in diesem Fall wurde der Tote nicht durch
die Tür, sondern durch ein Loch in der Wand nach draußen gebracht.
Man glaubte, dass der draugr eine Sehnsucht nach allen Dingen des Lebens verspürte, die er
in seinem Zustand missen musste. Dieser Umstand führte zu Neid auf die (noch) Lebenden.
Diese Annahme wird in einem Zitat aus der Friðþjofs saga besonders deutlich, wenn der
sterbende König erklärt: „My howe shall stand beside the firth. And there shall be but a short
distance between mine and Thorsteinn's, for it is well that we should call to one another.“ 147
Der Vorstellung, dass verstorbene Freunde, einander von Grab zu Grab grüssen, liegt der
friedliche Wunsch zugrunde, dass die Freundschaft, die zu Lebzeiten bestanden hat, auch
nach dem Tod weiter andauert. Der Wunsch, dass man etwas aus dem Leben, dass man
geführt hatte, in das Leben nach dem Tod mitnehmen kann, kann natürlich auch weniger
harmlose Ausmaße annehmen, wie die Geschichte von Hrapp zeigt, einem brutalen Mann der
seiner Ehefrau am Totenbett folgende Erklärung abgibt:
I want my grave to be dug under the living-room door, and I am to be placed upright in it under
the threshold, so that I can keep an even better watch over my house. 148
145 Böldl, Klaus: Die Saga von den Leuten auf Eyr, S. 80
146 Ström: Germanische und baltische Religion, S. 182
147 Ellis-Davidson: The Road to Hel, S. 91
148 Laxdaela Saga, S. 77
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