Wiedergänger in der skandinavischen Literatur
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Der große dänische Dichter Hans Christian An<strong>der</strong>sen war für se<strong>in</strong>e panische Angst lebendig<br />
begraben zu werden bekannt. Aus diesem Grund legte er allabendlich vor dem zu Bettgehen<br />
e<strong>in</strong>en Zettel auf se<strong>in</strong>en Nachttisch auf dem geschrieben stand: „Ich b<strong>in</strong> nur sche<strong>in</strong>tot.“ 79 . Auch<br />
Frédéric Chop<strong>in</strong> schrieb se<strong>in</strong>e letzte Bitte nie<strong>der</strong>: „Da diese Erde mich ersticken wird,<br />
beschwöre ich Euch, me<strong>in</strong>en Körper öffnen zu lassen, damit ich nicht lebendig begraben<br />
werde.“ 80<br />
Das Aufkommen von Leichenhallen geht teilweise darauf zurück, dass die Menschen Angst<br />
vor e<strong>in</strong>er irrtümlichen Beerdigung hatten und so während <strong>der</strong> Aufbahrungszeit noch auf sich<br />
aufmerksam machen konnten. In Zeiten <strong>in</strong> denen Seuchen wie die Pest auftraten, wurden<br />
Menschen aus Angst vor Ansteckung relativ schnell begraben, <strong>in</strong> diesem Fall kam es zu<br />
vermehrten Lebendbestattungen. Wer sich <strong>in</strong>fiziert hatte, wurde sobald er tot aussah, auch für<br />
tot gehalten.<br />
Nach dem heutigen Stand <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>, kam es auch <strong>in</strong> den letzten 50 Jahren noch vere<strong>in</strong>zelt<br />
vor, dass Menschen fälschlicherweise für tot erklärt wurden. Diese Fälle wurden als<br />
Sche<strong>in</strong>todfälle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Presse publik. 81<br />
79 Schäfer: Sche<strong>in</strong>tot, S. 12<br />
80 Jones: Die letzte Reise, S. 266<br />
81 Der Österreicher Joseph Ramosch wurde im Jahr 1969 nach e<strong>in</strong>em Schlaganfall <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grazer<br />
30<br />
Universitätskl<strong>in</strong>ik für tot erklärt.