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Elektroheizungen in Kirchen - oeku Kirche und Umwelt

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Raumklima <strong>und</strong> Betrieb der Orgel<br />

Es ist die kunstvolle Aufgabe des Organisten, die Orgel so zu bedienen d.h. den Orgelklang so durchzubilden, dass dadurch<br />

den Zuhörern <strong>und</strong> Zuhörer<strong>in</strong>nen der Aufbau <strong>und</strong> die Gestaltung jeder Orgelkomposition verständlich gemacht<br />

wird. Dies stellt hohe Anforderungen, weil der Klang e<strong>in</strong>er Orgel ausser der Bedienung über die Klaviatur von e<strong>in</strong>er<br />

Vielzahl von zusätzlichen E<strong>in</strong>flüssen abhängig ist. Dazu zählt beispielsweise auch das Raumklima.<br />

Verstimmung der Orgelpfeifen<br />

Bei Lippenpfeifen ist die Lufttemperatur <strong>in</strong> der Pfeife von besonderer<br />

Bedeutung, denn die Tonhöhe (Frequenz) ergibt sich aus dem<br />

Quotienten der Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit durch die Wellenlänge. Die<br />

Wellenlänge wird durch die praktisch temperaturunabhängige<br />

Pfeifenlänge bestimmt.<br />

Die Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit h<strong>in</strong>gegen hängt im besonderen Masse von<br />

der Temperatur ab:<br />

0 °C 331,8 m/s<br />

10 °C 337,8 m/s<br />

20 °C 343,8 m/s<br />

Deswegen ändert sich beispielsweise die Frequenz der Pfeife a1:<br />

Fig.59 Temperaturabhängigkeit der Pfeife a1 [15]<br />

Wenn bei e<strong>in</strong>er Temperatur von 15 °C der Kammerton al auf 440 Hz gestimmt wird, s<strong>in</strong>d folgende Frequenzen zu<br />

erwarten:<br />

10 °C 436,1 Hz<br />

12 °C 437,7 Hz<br />

14 °C 439,2 Hz<br />

15 °C 440,0 Hz<br />

16 °C 440,8 Hz<br />

18 °C 442,3 Hz<br />

20 °C 443,9 Hz<br />

Alle Lippenpfeifen e<strong>in</strong>er Orgel kl<strong>in</strong>gen also mit steigender Raumlufttemperatur höher als bei niedrigen Temperaturen.<br />

Zungenpfeifen reagieren im Vergleich zu den Lippenpfeifen nur ger<strong>in</strong>g auf Temperaturänderungen.<br />

Da der <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>raum nur zu “Betriebszwecken” geheizt wird, stellt sich für den Organisten das Problem, an e<strong>in</strong>em meist<br />

verstimmten Instrument üben zu müssen. Das nicht “stubengemässe” Raumklima lädt zudem nicht gerade zum Oben<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Stimmung der Orgel<br />

In der Fachliteratur werden für die Stimmung von Orgeln verschiedene Raumlufttemperaturen angegeben. Für <strong><strong>Kirche</strong>n</strong><br />

werden Temperaturen von 15 bis 18 °C, für Konzertsäle solche von bis zu 20 °C genannt.<br />

In der derzeitigen Tendenz, die Temperaturen für <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>räume im Vergleich zu den 60iger Jahren während den<br />

Belegungen eher herabzusetzen, wäre für die Orgelstimmung angezeigt, den Kammerton al auf 15 °C festzulegen. Es<br />

ist anzunehmen, dass dieses psychologische Moment die Bestrebungen zahlreicher Fachleute, die Energie rationeller<br />

zu nutzen, mitunterstützt. Den Orgelbauern ist daher zu empfehlen, als Berechnungsgr<strong>und</strong>lage von 15 °C auszugehen.<br />

Es macht sicher ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, die Orgel bei 18 °C zu stimmen, wenn die <strong>Kirche</strong> während den Betriebszeiten der Orgel<br />

auf 15 °C geheizt wird. Durch unterschiedliche Betriebstemperaturen wird die Stimmung der Orgel negativ bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Es ist anzustreben die Raumlufttemperaturen im W<strong>in</strong>ter während dem Betrieb der Orgel nicht allzu stark schwanken zu<br />

lassen. E<strong>in</strong>e Begleitersche<strong>in</strong>ung zu den Temperaturschwankungen s<strong>in</strong>d Nachstimmungen der Orgel.<br />

Da die Zungenpfeifen <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>derzahl s<strong>in</strong>d, werden sie jeweils nachgestimmt. Zungenpfeifen las,sen sich relativ<br />

e<strong>in</strong>fach durch Nachziehen der Stimmkrücke stimmen. Vorallem das Nachstimmen von Labialpfeifen ist wegen der<br />

Schläge auf die Pfeifenkörper möglichst seiten vorzunehmen. Schäden wie e<strong>in</strong>geschlagene Pfeifen, aufgerissene<br />

Stimmrollen oder Schäden an Stimmkrücke oder Nuss können die Folgen se<strong>in</strong>.<br />

Für jede Orgel sollte man sich fragen, wie oft <strong>und</strong> wann gestimmt werden soll. Dies richtet sich nach der Beheizung,<br />

dem speziellen Raumklima <strong>und</strong> der Orgel. So sollten Heizungsfachleute <strong>und</strong> Orgelbauer geme<strong>in</strong>sam darauf<br />

h<strong>in</strong>arbeiten, dass die Orgeln möglichst wenig gestimmt werden müssen.<br />

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