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Elektroheizungen in Kirchen - oeku Kirche und Umwelt

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Bei den dauernd beheizten <strong><strong>Kirche</strong>n</strong> stellt sich die Frage nach der Gr<strong>und</strong>temperatur logischerweise nicht. Wenn aber für<br />

<strong><strong>Kirche</strong>n</strong> Gr<strong>und</strong>temperaturen von 14 bis 15 °C gefordert werden, gleichzeitig die Erhaltung der Kulturgüter <strong>und</strong> das sparsame<br />

Heizen hervorgehoben wird, ist die Verwirrung gross. Unter solchen Vorgaben lässt sich der Feuchtehaushalt <strong>in</strong><br />

den meisten historischen Gebäuden nicht stabilisieren.<br />

In der Praxis <strong>in</strong>teressiert nun die m<strong>in</strong>imale, längerfristig zulässige Raumlufttemperatur während der Heizperiode. Diese<br />

Grenztemperatur wird durch bauphysikalische Randbed<strong>in</strong>gungen der Gebäudehülle, aber auch durch Ausstattungsgegenstände<br />

wie Orgel oder Kunstgegenstände, bestimmt.<br />

Um den Fragenkomplex der Gr<strong>und</strong>temperatur gezielt diskutieren zu können wird im Folgenden zwischen zwei<br />

praxisbezogenen Betriebsarten unterschieden.<br />

a)Heizung ausserhalb den Belegungen ausgeschaltet<br />

Es s<strong>in</strong>d <strong><strong>Kirche</strong>n</strong> verschiedener Bauart <strong>und</strong> Alters bekannt, <strong>in</strong> welchen dieser Heizbetrieb bereits seit Jahren ohne<br />

daraus resultierende Schäden angewendet wird.<br />

Das Ausschalten zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Belegungen ist aus energetischer Sicht - speziell bei längeren<br />

Betriebs-Unterbrüchen - die e<strong>in</strong>fachste <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nvollste Lösung. Es wäre aber mit Sicherheit falsch, wenn dieser<br />

Heizbetrieb jeder <strong>Kirche</strong> vorbehaltlos verschrieben würde<br />

Bei e<strong>in</strong>er unbeheizten <strong>Kirche</strong> wird die Gr<strong>und</strong>temperatur durch die Gebäudehülle, die Luftwechselrate, die mittlere<br />

Temperatur der Aussenluft bzw. des Erdreiches oder des Kellers sowie der Sonnene<strong>in</strong>strahlung bestimmt.<br />

Für den verantwortungsbewussten Betreiber e<strong>in</strong>er ausserhalb den Belegungen abgeschalteten Heizung ist es deshalb<br />

wichtig zu wissen, bei welchen Anzeichen das Heizen auf tiefem Temperaturniveau eventuell <strong>in</strong> Erwägung gezogen<br />

werdensollte.<br />

Dies kann beispielsweise - muss aber nicht unbed<strong>in</strong>gt - se<strong>in</strong>, wenn:<br />

- Die relative Luftfeuchte während längeren Zeitabschnitten der Heizperiode über 80 - 85 % liegt (im Zusammenhang<br />

mit Schäden müssen aber auch hohe Luftfeuchtigkeiten im Sommer beachtet werden).<br />

- Die Taupunkttemperaturen an Wänden <strong>und</strong> Fenstern häufig unterschritten werden.<br />

- In kälteren Zonen e<strong>in</strong>er <strong>Kirche</strong>, im Vergleich zu den übrigen Aussenwänden <strong>und</strong> Decken, sich <strong>in</strong>nerhalb von<br />

wenigen Jahren grössere Verschmutzungen zeigen.<br />

- E<strong>in</strong>deutige Frostschäden vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

Wegen der komplexen Zusammenhänge ist es nicht möglich, alle Gefahrenmomente von tiefen Raumlufttemperaturen<br />

hier aufzuzeigen.<br />

Für Orgeln ist ke<strong>in</strong> Anzeichen bekannt, bei welchem generell e<strong>in</strong>e Erhöhung der Gr<strong>und</strong>temperatur empfohlen werden<br />

kann (weitere Ausführungen siehe Kap. 3.2).<br />

Wenn e<strong>in</strong>e Anhebung der Gr<strong>und</strong>temperatur - mit dem Nachteil des höheren Energieverbrauchs notwendig wird, stellt<br />

sich zwangsläufig die schwierig zu beantwortende Frage der zukünftigen m<strong>in</strong>imalen Raumlufttemperatur. Dass dabei<br />

die Raumluftfeuchte <strong>in</strong> den Fragenkomplex e<strong>in</strong>bezogen werden muss, wird leider allzuoft missachtet.<br />

Aus dem soeben gesagten geht hervor, dass es nicht s<strong>in</strong>nvoll ist, nur e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imale über die ganze Heizperiode<br />

gleichbleibende Raumlufttemperatur anzugeben. E<strong>in</strong>e Temperaturvorgabe unter Berücksichtigung der Raumluftfeuchte<br />

führt <strong>in</strong> den meisten Fällen eher zum Ziel.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Verschiedenartigkeit der Raumklimas <strong>in</strong> <strong><strong>Kirche</strong>n</strong> ist es nicht möglich, allgeme<strong>in</strong>gültige Gr<strong>und</strong>temperaturen<br />

anzugeben.<br />

Stattdessen wird im Folgenden e<strong>in</strong> systematisches Vorgehen aufgezeigt, welches bei der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er mässigen<br />

Temperierung angewendet werden sollte.<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Arbeitsschritte bei der Anhebung der Gr<strong>und</strong>temperatur s<strong>in</strong>d:<br />

- Bevor e<strong>in</strong>e Änderung vorgenommen wird, muss unbed<strong>in</strong>gt der Istzustand des Raumklimas (Temperatur <strong>und</strong> Feuchte)<br />

während längerer Zeit, je nach Problemstellung auch im Sommer,registriert werden.<br />

- In <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>, <strong>in</strong> denen ke<strong>in</strong>e Veranlassung für rasches Handeln besteht, sollte die Gr<strong>und</strong>temperatur zuerst nur um 1 bis<br />

2 °C angehoben werden. Die Wirkung kann dann erst nach längerer Zeit (mehreren Wochen) beurteilt werden, da<br />

sich Gebäude <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungsgegenstände nur langsam anpassen.<br />

- Damit die Auswirkungen der Umstellung analysiert werden können, muss die Raumklimamessung weitergeführt<br />

werden.<br />

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