001-000 Katalog Nr. 5 abstand2 - Musikantiquariat Dr. Bernhard A ...
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geschichtlichen Forschung in Deutschland. Auf zahlreichen Reisen, auch außerhalb Deutschlands<br />
(Österreich, Italien, Frankreich und der Schweiz) traf sich Gerbert mit führenden<br />
Gelehrten seiner Zeit (z.B. Padre Martini in Bologna) und erforschte systematisch Musik,<br />
Theologie, Liturgie und Geschichte. In lateinischer Sprache verfaßt, ist vorliegendes Werk mit<br />
schönen Initialen und Vignetten in Holzschnitt ausgestattet. Die chronologisch angelegte,<br />
sehr eingehende Darstellung der Entwicklung des liturgischen Gesangs von der Gregorianik<br />
über die vokale Mehrstimmigkeit bis zu Haydn und Gluck reicht in Band I bis einschließlich<br />
Mittelalter. Zahlreiche Quellen griechischer und lateinischer Autoren sowie Beschlußfassungen<br />
von Synoden und Konzilien sind in der Originalsprache eingearbeitet. Gerbert gilt darüberhinaus<br />
– neben Burney, Hawkins und Forkel – als Begründer moderner Musikgeschichtsschreibung,<br />
doch blieb sein Wirken stark an den Beneditkinerorden gebunden, dem er angehörte;<br />
so beabsichtigte er mit seiner Darstellung auch, auf die Reformbedürfigkeit der Kirchenmusik<br />
seiner Zeit hinzuweisen. – RISM B VI1, 358; Eitner IV, 205; Wolffheim II, 783; Hirsch<br />
I, 217; Gregory-Sonneck 108.<br />
96| Gesangbuch. – Kassel: Evangelisches Kirchengesangbuch für den Konsistorialbezirk Cassel.<br />
Ausgabe mit Noten für die reformierten Gemeinden. Herausgegeben vom Konsistorium zu<br />
Kassel unter Mitwirkung des Gesamt-Synodal-Ausschusses. Cassel, Konsistorium zu Cassel<br />
1919. Oktav. VIII, 504, 128 (8) Seiten. Geprägter Original-Lederband (Ecken und Kanten<br />
etwas angestoßen, Buchblock und einige Seiten am Anfang lose). € 23,–<br />
97| Gesangbuch. – Rist, Johann: Neue Musikalische Katechismus Andachten Bestehende Jn<br />
Lehr= Trost= Vermanung und Warnungsreichen Liederen über den gantzen heiligen Katechismum<br />
oder die Gottselige Kinder=Lehre welchen zugleich zwölf Erbauliche Gesänge über<br />
die christliche Haustaffel sind beigefüget […]. Lüneburg, Gedruckt und verlegt durch die<br />
Sternen / 1656. 72, 310 Seiten, 4 Bl. Titelblatt mit wenig Buchstabenverlust knapp beschnitten,<br />
innen nahezu fleckenfrei. Halbpergamentband der Zeit (Deckel stark berieben, Ecken bestoßen).<br />
€ 2800,–<br />
Erste Ausgabe einer der wichtigsten Lieder-Sammlungen des Barock. – Gewidmet der Stadt<br />
Lüneburg und ein Hauptwerk des Theologen und Dichters Rist (1607–1667), der gegen den<br />
Schwulst überladener Barocklyrik 1660 seinen eigenen „Elbschwan-Orden“ gegründet hatte<br />
und dem infolge seines hohen Ansehens bereits 1644 der kaiserliche Titel „Poeta laureatus“<br />
verliehen worden war. Rists Einfluß auf die Lyrik wie auf die Reform des evangelischen Kirchengesangs<br />
kann kaum überschätzt werden. Er war auch musikalisch ein gebildeter Mann<br />
und stand mit vielen Musikern in persönlichem Kontakt, so auch mit Heinrich Schütz. Die 38<br />
„sehr fleissig und wohlgesetzeten“ Vertonungen, deren Cantus und (bezifferter) Bassus<br />
„können gespielet und gesungen werden“ und nach Art der Chorbücher auf zwei gegenüberliegenden<br />
Seiten abgedruckt sind, stammen von dem heute noch immer unterschätzten<br />
Andreas Hammerschmidt (1611/12–1675), dem „fürtrefflichen Musico, und bei der löblichen<br />
Statt Zittau weitberühmten Organisten“ (Titel); Hammerschmidt schloß sich in seiner volkstümlich-schlichten<br />
Kompositionsweise der „Hamburger Liederschule“ eines Rist an, „läßt<br />
aber in der Verbindung von künstlerischem Anspruch mit echter Empfindung die lyrische<br />
Seite seines Talents überzeugend hervortreten“ (A. Adrio in MGG 5, 1434). 12 weitere Lieder<br />
hat Michael Jacobi (1618–1663) vertont, der damals als Kantor in Lüneburg wirkte und<br />
ebenfalls an Rists Musikideal ausgerichtet war. – In der Vorrede finden sich auch Widmungsgedichte,<br />
Beurteilungen und Zuschriften von A. Hammerschmidt und von Theologen wie C.<br />
C. Dedekind, G. Ph. Harsdörffer, A. Tscherning, T. Petermann, M. Walter u.a. (eine in griechischer<br />
Sprache), illustriert mit 2 von Martin Winter, Hamburg, gestochenen Allegorien<br />
(Geige spielender Arion auf dem Delphin und musizierende Putten); dazu kommen verschiedene<br />
Initialen und einige Vignetten. Über den Noten, durchwegs in Typendruck, finden sich<br />
hübsche, abwechslungsreich gestaltete Zierleisten. Wie häufig, fehlen diesem Exemplar das<br />
doppelblattgroße Titelkupfer und (wie schon bei Wolffheim) das Portrait Rists. Mit Register.<br />
– Nicht allzu häufig: RISM B VIII, 1, 299; Eitner VIII, 249; Wolffheim II, 2392 (ohne Portrait);<br />
Dünnhaupt 1589, 75; Faber du Faur 1, 400.<br />
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