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Mombis Anglerrezepte

Private Rezeptesammlung für Süßwasserfische mit Fischkunde und Räucheranleitung von Michael Momber

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sehr selektiv beangeln lässt. Das Karpfenangeln hat sich in der letzten Zeit zu einem bedeutendem Zweig der

Angelfischerei entwickelt, dem viele vor allem jüngere Angler nachgehen. Dabei gelten Fische (je nach

Gewässer) von über 10-15 kg als bemerkenswerter Fang. Am 17. Dezember 2006 wurde durch den Fang eines

38,15 kg schweren Schuppenkarpfens an einem deutschen Baggersee ein neuer Weltrekord für diese

Zuchtform aufgestellt. Der Weltrekord für Spiegelkarpfen liegt bei 37,65 kg, ebenfalls aus dem Jahre 2005,

aufgestellt an einem See in Frankreich.

In der Karpfenangelei ist es verbreitet, den Fang wieder auszusetzen. Dieses so genannte "Catch and Release"

steht im Konflikt mit dem Tierschutzgesetz, da hier einem Wirbeltier ohne "vernünftigen Grund" Leiden

zugefügt wird. Offiziell dürfen Fische nur in Übereinstimmung mit dem Hegeziel (z. B. gefährdeter Bestand)

und dem Tierschutzrecht zurückgesetzt werden.

Karpfenangeln gilt als nicht einfach, da es viel Ideenreichtum, Erfahrung und Gewässerkenntnis bedarf, um

besonders kapitale Exemplare zu fangen. Sind junge, hungrige Setzkarpfen im Frühjahr ab 8 °C

Wassertemperatur relativ einfach zu fangen, so benötigt man für extrem scheue und vorsichtige Großkarpfen

oft eine ganz andere Strategie. Karpfenangeln beginnt mit der intensiven Beobachtung des Gewässers zu

verschiedenen Tages- und Jahreszeiten auf Karpfenspuren, wie zum Beispiel Bläschenentwicklung durch

gründelnde Karpfen am Gewässergrund oder zitternde Schilfhalme durch Berührungen mit Karpfen. Besonders

verdächtige Stellen sind Schilfkanten, Seerosenfelder, verkrautete Gewässerteile, Inseln, Landzungen,

versunkene Bäume, überhängende Äste etc. Sandbänke, Plateaus, Muschelfelder und Scharkanten werden

durch Ausloten (Lotblei oder Echolot) entdeckt. Danach beginnt die mehrtägige Periode des Anfütterns

(Boilies, Hartmais, Partikel, Tigernüsse, Kichererbsen, gequollener Weizen, etc.) zu einer bestimmten

Tageszeit über mehrere Tage hinweg, um Karpfen an den Köder oder an den Platz zu gewöhnen. Vor der

Boilie-Ära wurden Karpfen mit Kartoffeln, speziell aromatisierten Teigen aus Paniermehl, Maismehl,

Haferflocken etc., Dosenmais, Mist- oder Tauwürmern auf Grund- oder Posenangel gefangen. Allerdings

brachte Boilieangeln mit der unverdächtigen Haarmethode immer größere Karpfenfänge, selbst aus

überfischten Gewässern. Bei der Haarmethode ist der Köder durch ein "Haar" (ultrafeine Schnur) mit dem

Haken verbunden, so dass ein übervorsichtiger Großkarpfen den unverdächtigen Köder und damit auch den

Haken miteinsaugt. Beim Gründeln und Durchwühlen des Gewässergrundes ignorieren größere Karpfen einen

schwereren Köder mit Haken, der nicht mit hochgewirbelt wird. Teilweise wurde auch schon in klaren

Gewässern beobachtet, dass Karpfen versuchen den Köder vom Haken vorsichtig abzuzupfen. In den warmen

Sommermonaten stehen Karpfen regelmäßig an der Wasseroberfläche, meist unter überhängenden Ästen von

Bäumen und können z. B. mit Schwimmbrot überlistet werden. Die scheuen Karpfen ziehen sich häufig in

schwer zugängliche Gewässerabschnitte zurück, stark verkrautete Buchten, Seerosenfelder, versunkene

Bäume oder überschwemmtes Unterholz, wo sie kaum noch fangbar sind. Gehakte Tiere versuchen sich mit

aller Kraft, ein starker Karpfen von 15 kg kann enorme Kräfte aufbieten, in unzugängliche Zonen in Sicherheit

zu bringen.

Gastronomie

Der Karpfen ist vor allem in Böhmen und dem angrenzenden österreichischen Waldviertel, besonders zu

Weihnachten ein begehrter Speisefisch (Weihnachtskarpfen) - für manche Tschechen ist eine Weihnacht ohne

Karpfenessen nach wie vor undenkbar. Er wird in der Regel lebend verkauft, erst zu Hause geschlachtet und

meist paniert (mit viel Zitrone) serviert. Es sind aber auf den Speisekarten tschechischer Gasthäuser meist fünf

bis zehn verschiedene Zubereitungen angeboten, z. B. gekocht in Gewürzsud, gegrillt, scharf mit

Paprikagemüse etc.

In Deutschland ist unter anderem in Franken eine Hochburg des Karpfens. Die „Aischgründer Karpfen“ sind

eine bekannte Spezialität der Gegend. Hier wird der Karpfen einschließlich Kopf und Flossen längs in zwei

Hälften gespalten, in Mehl gewendet und in schwimmendem Fett gebacken („Karpfen fränkisch“). Dabei sind

sogar die Flossen knusprig essbar.

In Schleswig-Holstein und der Lausitz ist gekochter Karpfen ("Karpfen blau") ein beliebtes Gericht zu Silvester.

Ähnlich wie Muscheln isst man Karpfen in den Monaten mit "r", also von September bis April. Das liegt

hauptsächlich an der Verfügbarkeit, weil in den anderen Monaten nicht abgefischt wird.

In Deutschland versucht man, den größten Nachteil des Karpfens, seinen enormen Reichtum an

Mombis Angler-Rezepte Seite 152

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