braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig
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Scheu vor Verantwortung 4), vielleicht auch eine andere: häufiger im Licht der<br />
Öffentlichkeit stehen zu müssen als ihm lieb war, gesellschaftliche Verpflichtungen<br />
zu übernehmen (die ihm als Junggesellen wahrzunehmen wohl wirklich nicht leichtgefallen<br />
wären), im Reichstag und sonst auftreten und wohl auch von seiner offensichtlich<br />
sehr geliebten Schreibtischarbeit lassen zu müssen.<br />
Holstein lebte in sehr engem persönlichem Kreis. Seine Kusine Ida von Stülpnagel-Dargitz<br />
geborene von Holtzendorff, der Ministerialrat und Personal referent<br />
im Preußischen Ministerium des Innern Hermann von Lebbin und dessen Ehefrau<br />
Relene geborene von Brandt 5) sind wohl die einzigen Freunde gewesen, nach<br />
Lebbins Tod nur noch die heiden Frauen. Dodl gehören hierher die Namen Fürst<br />
Bülow, Fürst Radolin, von Kiderlen und von Brauer, denen, wie Brauer schreibt,<br />
Rolstein "bis zu seinem Tode unentwegt treue und wahre Freundschaft hielt" 6).<br />
Jahre hindurch war er Freund im Hause Bismarck, bis der Bruch eintrat. Sein Hauswesen<br />
besorgte die verwitwete Frau Julie Röber, zu der Holstein aber anscheinend<br />
keine persönliche Beziehung hatte, die über die des Hagestolzes zu seiner Haushälterin<br />
hinausging 7). Holstein bewohnte eine bescheidene Dreizimmerwohnung im<br />
Berliner Stadtt:eil Kreuzherg, Großbeerenstraße 408).<br />
Ins Bild des Junggesellen mit hohem Gehalt paßt gut Holsteins Gourmandise.<br />
Er war jahrelang ständiger Gast im Schlemmerlokal von Borchardt in der Französischen<br />
Straße. Täglich stand für ihn bis 1891 9) in diesem Haus ein Chambre separee<br />
zur Verfügung, in dem er fast täglich allein zu speisen pflegte. Nur selten brachte er<br />
einen männlichen Begleiter mit, der dann natürlich sein Gast war 10). Damen wurden<br />
nie gesehen. Vielleicht ist er der Prototyp der Kombination von Gourmand und<br />
Gourmet gewesen. Er soll des öfteren den Koch herbeizitiert und ihm Lob und<br />
4) Fra u end i e n 5 t Bd. 2, S. XVIII-XIX.<br />
G) Hildegard Baronin von Spitzemberg erwähnt Helene von Lebbin in ihrem" Tagebuch"<br />
(3. Aufl. Göttingen 1963) mehrlam: 13. I. 1903: " ... frühstüd